Rezension

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Miss Bensons Reise -

Miss Bensons Reise
von Rachel Joyce

Bewertet mit 4 Sternen

Nach der abenteuerlichen Wanderung des Harold Frye , habe ich nichts weiter von Rachel Joyce gelesen und mich auf diese Leserunde gefreut, da es nach lauter Thrillern und Fantasy doch mal wieder etwas anderes sein sollte. Und das war es tatsächlich...

1950 London, Margery als Hauswirtschaftslehrerin deutlich überfordert und von Ihren Schülerinnen als Karikatur veräppelt, groß und kräftig und nicht auf den Umgang mit Menschen ausgelegt, entscheidet sich alles hinzuschmeißen um Ihren Kindheitstraum zu leben. Ihr Vater hatte Ihr damals aus einem Buch Tiere gezeigt, die es vielleicht nicht gibt aber geben könnte, darunter ein ganz goldener Käfer aus Neukaledonien, der noch nirgends katalogisiert wurde, Kurzerhand macht sie alles zu Geld was Sie hat und organisiert sich eine Assistentin die mit Ihr die Reise machen soll, doch als alle absagen, bleibt nur eine übrig und diese Person, ist die letzte mit der Margery Ihre Reise machen wollte, doch das Schicksal bringt 2 sehr merkwürdige Menschen zusammen, die sich so nie kennengelernt hätten und siehe da.....

Gut recherchiert und wir erfahren einiges über Käfer und auch über das Leben um 1950 in Neukaledonien, doch die wirkliche Macht liegt in den Gedanken der beiden Menschen und in ihrem Umgang miteinander und dem Entdecken und dem abgewöhnen von Gewohnheiten, die schon lange in beiden schlummern. Es ist ein Roman über Freundschaft, der wirklich nicht immer logisch ist und seine besten Momente hat, wenn einer von beiden an seine Grenzen gelangt und es schafft, sich darüber hinwegzusetzen. Die Schreibweise ist sehr gut und macht Lust immer weiter zu lesen, wobei sich der Anfang bei mir etwas gezogen hat. Mit Margery warm zu werden, fällt sicher nicht jedem Mann leicht und die leichtlebige Enid ist jetzt auch nicht jedermanns Sache, doch zusammen entwickeln sich beide Charaktere zu etwas sehr Besonderem.

Die Diskriminierung der Frau wird leicht angedacht und das Problemlose einschiffen ohne Pass und die weiteren Kontrollen ohne Pass und Visum, gehören dabei sicherlich eher dem Reich der Fantasy an. Wer auch immer versucht hat eine französische Insel ohne jegliche Sprachkenntnisse zu erkunden, wird auch hier seine Fehler finden. Dazu gibt es wie überall ein paar Personen, die wirklich einfach nur Böse sind = Mrs. Pope und die sehr guten wie Dolly, die natürlich völlig selbstlos alle Kosten für wildfremde Menschen übernimmt. Das ist nicht was 1 Stern Abzug kostet...

Es gibt noch einen Bewerber, der sich Margery vorgestellt hat und gerne die Expedition geleitet hätte = Mr. Mundic. Dieser bekommt doch einigen Raum in diesem Buch und erfüllt auch am Ende des Buches einen ungebetenen Gefallen, da es sich nicht richtig anfühlt, dass er überhaupt eine Bedeutung bekommen hatte, nur um das Ende zu dem zu führen, damit die Geschichte so enden kann. Das hätte ich mir persönlich etwas besser vorgestellt.

Wer sich jedoch von einigen oder eher vielen unlogischen Situationen loslösen kann, bekommt eine sehr schöne Geschichte über Freundschaft, über Ziele die man erreichen kann und das Extremsituationen oft eben auch das Beste hervorbringen kann, was vorher nicht zugetraut wurde.