Rezension

Über das Leben mit dem Tod

Zwanzig Zeilen Liebe
von Rowan Coleman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:

Stella arbeitet als Nachtschwester in einem Hospiz. Im Auftrag der schwerkranken Patienten schreibt sie Abschiedsbriefe an Angehörige, in denen die Kranken ihre letzten Wünsche mitteilen können, und überreicht die Briefe nach deren Tod. Doch dann verfasst sie einen Brief, bei dem sie keine Zeit verlieren darf…
Hope ist gerade einmal Anfang 20 und hat Mukoviszidose. Nach einem Infekt wird die schwer kranke junge Frau vorübergehend in das Hospiz eingewiesen, in dem Stella arbeitet. Immer an ihrer Seite ist ihr bester Freund Ben. Zwischen Schmerzen und Angst lernt Hope, was es heißt wirklich zu leben…
Hugh ist Historiker und führt ein einsames, zurückgezogenes Leben im Haus seiner verstorbenen Eltern. Doch seine neuen Nachbarn, eine alleinerziehende Frau mit ihrem Sohn, bringen Abwechslung in sein Leben und er fragt sich, ob er wirklich so weiterleben möchte wie bisher. Und dann bekommt er auch noch einen Brief, der sein Leben aus den Fugen geraten lässt…

Meine Meinung:

Rowan Coleman erzählt in „Zwanzig Zeilen Liebe“ eine berührende, sowohl traurige als auch schöne Geschichte. Ihr Schreibstil ist flüssig und angenehm, weshalb sich das Buch gut und leicht lesen lässt. Schön fand ich die verschiedenen Perspektiven (Stella, Hope und Hugh), aus denen die Geschichte erzählt wird. Auch, wenn es anfangs so scheint, als würden sie nicht zusammenhängen, gelingt es Rowan Coleman, die Erzählungen der drei Protagonisten am Ende geschickt und harmonisch zusammenzuführen.

Die Charaktere sind alle sympathisch und authentisch. Besonders die junge Hope hat es mir angetan. Sie ist ein so liebes, sympathisches Mädchen, das eigentlich auf Party gehen, sich mit Freunden treffen und die Welt kennenlernen sollte. Doch wegen ihrer Krankheit verschanzt sie sich stattdessen drinnen und verbringt ihre Zeit mit Büchern und Musik. Es ist traurig mit anzusehen, wie so eine tolle, junge Frau von einer Krankheit am Leben gehindert wird. Sie ist tapfer und kämpft, aber trotzdem bestimmt die Krankheit ihr Leben.
Auch Stella hat ihr Päckchen zu tragen. Trotz ihrer privaten Probleme und Sorgen ist sie für ihre Patienten da und macht ihnen Mut. Sie und ihre Kollegen/-innen kümmern sich um die Kranken, versuchen sie auf dem Weg der Genesung zu unterstützen und gleichzeitig den sterbenden Menschen ihre letzten Tage und den Gang von dieser Welt so schön bzw. angenehm wie nur möglich zu machen. Ein wichtiger, schwieriger und bewundernswerter Job.

Zwischen den einzelnen Kapiteln befinden sich Briefe, die Stella für die Hospizpatienten verfasst hat. Eine wunderschöne Idee. Allerdings hätten es meiner Meinung nach weniger Briefe sein können. Sie sind zumeist unabhängig vom Rest der Geschichte, der Leser kennt die Verfasser und auch die Adressaten nicht und so konnte ich persönlich mit machen Briefen nicht wirklich was anfangen. Die für den Leser „uninteressanten“, verwirrenden Briefe nehmen den wenigen für die Geschichte wirklich wichtigen und sehr berührenden Briefen die Bedeutsamkeit und ihren Glanz.

Neben den vielen traurigen Momenten gibt es auch einige sehr schöne Lichtblicke und unterhaltsame Szenen. Toll fand ich auch den süßen, frechen Kater, den man einfach lieben muss. Zudem ist es schön zu sehen, dass das Hospiz nicht nur ein Ort des Sterbens ist, sonden der Zuwendung und Herzlichkeit und dass manche Patienten es auf ihren eigenen Beinen wieder verlassen können.

Fazit:
Ein emotionales, berührendes Buch über das Leben mit dem Tod. Es lohnt sich zu kämpfen: für das Leben, für jeden einzelnen Tag, und die Menschen, die einem wirklich wichtig sind.