Rezension

Überraschend erfrischend

Der Ruf des Kookaburra - Julie Leuze

Der Ruf des Kookaburra
von Julie Leuze

Cover:
Das Cover ist, so hübsch ich es auch finde, doch leider etwas kitschig und deswegen typisch für historische Australien-Romane. Dennoch passt es wunderbar zu der Atmosphäre im Roman.

Meinung:
Ich war etwas skeptisch, als ich das Buch in der Hand hatte und den Klappentext las, da er zwar interessant, aber doch typisch klang. Ich bin froh, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe, denn es war so gar nicht das, was ich erwartet habe.
Dass das Buch der Nachfolger von „Der Duft von Hibiskus“ ist, habe ich erst nach dem Kauf gemerkt. Es werden Bezüge zu dem ersten Teil hergestellt, aber ich habe auch ohne Kenntnis dessen der Handlung ohne Probleme folgen können.
Emma und Carl leben zusammen in einem Aborigine-Clan, um Forschungen über ihre Lebensweise und ihre Heilmethoden anzustellen. Mittlerweile sind sie beinahe vollständig integriert und genießen deswegen den Luxus, an bestimmten Ritualen teilnehmen zu dürfen. Zwischen Emma und der „Wilden“ Purlimil hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt, die sich nun bewähren muss. Denn Purlimil soll Zwillinge gebären und nach Sitte der Aborigines muss das Zweitgeborene getötet werden. Emma kommt mit diesem Gesetz nicht zurecht und nimmt das Mädchen zu sich, was den Zorn der Ahnen auf sich zieht…
Ich hatte gar keine Probleme, mich in das Australien von 1800 und in den Busch einzufinden. Das lag zum einen an dem Schreibstil von Julie Leuze und zum anderen an der Handlung.
Der Stil ist sehr fließend, einfach, aber doch schön. Die Worte sind toll gewählt und erzeugten gerade wenn es um die Beschreibung der Natur ging, tolle Farben, die durch die Betrachtung des Covers noch einmal verstärkt wurden. Trotz der 400 Seiten trägt einen der Stil durch die Handlung, sodass sich das Buch schnell lesen lässt.
Die Handlung fand ich sowohl interessant, als auch ungemein informativ und spannend. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, so viele Informationen über die Lebensweise und den Glauben eines Aborigine-Clans zu erhalten. Das hat mich sehr gefreut, weil diese Beschreibungen entweder meist reißerisch oder falsch sind, doch hier wirkte alles sehr gut recherchiert und auch im Nachwort gibt es Quellen zur weiteren Beschaffung von Wissen. Man hatte das Gefühl, als würde man selbst aktiv am Clan-Leben teilnehmen und das war wirklich interessant.
Die Charaktere haben mir auch gut gefallen. Emma fand ich teilweise etwas kindisch dargestellt, was mich zu Beginn gestört hatte. Doch nach und nach wird sie stärker und wächst über sich selbst hinaus, was ich gut gelöst fand, denn so konnte ich sie am Ende doch in mein Herz schließen. Über Carl lässt sich nicht allzu viel sagen, da er die meiste Zeit über abwesend ist, doch anfangs empfand ich ihn als liebevollen Ehemann.
Auch die Clanmitglieder, Purlimil, Birwain (der Schamane) und die anderen mochte ich sehr gern. Ohne Anklage wird der Kontrast zwischen ihrer Lebensweise und unserer sehr deutlich und das noch mit sehr sympathischen Figuren, die allesamt ihren eigenen Charakter haben.
Die Auflösung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Ahnenkult fand ich sehr interessant und auch wenn diese Zusammenhänge sehr fremd wirken, war alles plausibel und nachvollziehbar. Genau wie Emma lernt der Leser, sich langsam mit diesen Dingen abzufinden und sie als gegeben hinzunehmen, was ich als interessante Erfahrung empfinde.

Fazit:
Ein Buch, das als kitschiger Historien-Roman daherkommt, aber so viel mehr zu bieten hat. Wer sich für die Lebensweise von einem Aborigine-Clan interessiert, kommt hier vollständig auf seine Kosten. Dazu erhält der Leser eine spannende und reich mit Bildern angereicherte Handlung, die zudem noch mit sympathischen und glaubwürdigen Figuren gespickt ist. Dieses Buch lässt sich ohne Probleme auch ohne Vorkenntnisse des ersten Teils lesen.