Rezension

Unterhaltsamer Schmöker mit Schwächen

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume -

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
von Clara Langenbach

Bewertet mit 3.5 Sternen

1908. Das lothringische Metz ist Festungsstadt im Deutschen Reich und es gibt Spannungen zwischen Franzosen und den zugezogenen Deutschen. Hier lebt die junge Emma in kleinbürgerlichen Verhältnissen mit ihren Eltern. Sie ist allerdings ihrer Zeit voraus und anders als andere Mädchen, denn ihr Traum ist es, zu lernen und an einer Universität zu studieren - einer Zukunft als Hausfrau an der Seite eines Ehemannes, wie ihre Eltern es sich vorstellen und vorantreiben, möchte sie unbedingt entfliehen. Doch schon ihr erster Besuch an der Universität Straßburg zeigt ihr ihre Grenzen auf, denn sie wird hinausgeworfen; Frauen bleibt der Zugang (noch) verwehrt. In einem zweiten Handlungsstrang lernen wir Carl kennen, dessen Herz ausschließlich für die Senfherstellung schlägt; auch er will nicht den Vorstellungen seiner Eltern folgen und das väterliche Fuhrunternehmen übernehmen, sondern eine eigene Fabrik gründen. Und die Wege der beiden störrischen jungen Leute kreuzen sich immer wieder ...

"Zeit für Träume" ist der erste Teil der "Senfblüten-Trilogie" und Debütroman der Autorin Clara Langenbach, die hier ihre Leidenschaft für historische Stoffe und Liebesromane lebt.

Die Autorin hat einen schönen Schmöker geschrieben, der sich leicht und flüssig lesen lässt und dabei auch ein wenig Geschichtswissen weitergibt. So gefiel mit die Schilderung über das Leben in Lothringen, das immer wieder zwischen Deutscher und Französischer Herrschaft wechselte, sehr gut.
Allerdings passt gerade das Benehmen der Emma häufig überhaupt nicht in den geschichtlichen Kontext; sie nimmt sich viele Dinge heraus oder mischt in einer Art und Weise mit, die absolut unrealistisch und der Zeit nicht angepasst sind und zunehmend bei mir zu Missfallen führten. Und auch die anderen Figuren agierten oft übertrieben und waren recht eindimensional gezeichnet. Schade, denn ein wenig mehr Anspruch erwarte ich als Leserin doch bei meiner Lektüre. Immerhin passte am Ende wieder alles zusammen und führte zu einem runden Abschluss, der aber noch einiges für die Folgebände offen lässt.

Ein Highlight ist der charmante Franzose Emile Perrin, in dessen Buchhandlung Emma Unterschlupf findet bei Kamillentee und der Katze Gusti; und auch den homosexuellen Henri schloss ich in mein Herz.

Obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, erfahren wir im Nachwort, dass sich die Autorin von Otto und Frieda Frenzel hat inspirieren lassen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Metz die "Erste Lothringische Essig- und Senffabrik" gründeten, aus der der weltbekannte "Löwensenf" hervorging, sowie weitere historische Fakten, die sich im Roman wiederfinden.

Wer sich einfach gut unterhalten lassen möchte und nicht allzu großen Wert auf sachliche Genauigkeit legt, wird mit diesem Buch richtig liegen. Ich vergebe 3,5 Sterne für die gemütlichen Lesestunden und bin gespannt, wie es mit dieser Familiensaga weitergeht.