Rezension

Viel Gejammer und eine Geschichte zuviel

Die Betrogene
von Charlotte Link

Bewertet mit 2.5 Sternen

Es ist Tatsache - wird ein Polizist ermordet, wird diesem Mord mehr Aufmerksamkeit zugeschrieben. Ist die Tochter auch noch Polizistin, wird auch sie darin "ermitteln" auf eigene Faust. Genau das macht die Protagonistin Kate Linville aus dem neuen Roman von Charlotte Link.

Kate Linville ist die Tochter eines Polizisten und selbst Polizistin bei Scotland Yard. Eigentlich sollte sie ein glückliches Leben haben, einen tollen Job hat sie ja scheinbar schon. Doch sie fühlt sich um ein glückliches leben betrogen - kontaktscheu und einsam ist sie und es gibt nur einen Menschen in ihrem Leben, der ihr Halt gibt - ihr Vater. Als dieser aber grausam in seinem Haus ermordet wird, wird ihr auch noch dieser entrissen und ihre Welt bricht zusammen. Kurzerhand fährt sie in den Ort und in sein Haus und fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln, denn dem ortsansässigen, alkoholkranken Ermittler traut sie nicht so ganz. Sie entlarvt immer mehr Vergangenheit ihres Vaters, auf welche sie am liebsten gar nicht gestoßen wäre...

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von diesem Buch halten soll geschweige denn groß darüber schreiben. Es lässt mich verwirrt zurück und etwas enttäuscht. Eigentlich hätte man aus diesem Buch zwei schreiben können, da hier zwei Handlungen nebeneinanderher laufen ohne etwas miteinander zu tun zu haben.

Auf der einen Seite haben wir hier Kate - eine Polizistin bei Scotland Yard - die ihren Vater auf tragische Weise verliert. Selbst Polizist, wurde dieser in seinem eigenen Heim ermordet. Daraufhin geht Kate in sein Haus und ermittelt auf eigene Faust. Zwischendurch blitzt immer wieder ihr kaputtes Selbstwertgefühl durch und eigentlich denkt sie, sie bekommt gar nichts auf die Reihe. Mir persönlich war das irgendwann zuviel des Guten - man fragt sich irgendwann, was die gute Frau bei Scotland Yard macht, wenn ihr kaputtes Selbstwertgefühl echt alles einnimmt, was ihr Denken und Handeln bestimmt. Im Grunde müsste man hier ja Mitleid mit ihr haben, aber mich hat das irgendwann nur noch genervt und ich konnte mich nicht so recht mit ihr anfreunden. Natürlich ist es nicht schön, den Vater zu verlieren und das auf solche Weise, aber wenn die Autorin in jedem Satz, welcher sich um die Progatonistin dreht, eine niederschmetternde Denkweise darlegt, drückt das die Lesestimmung ganz schön runter.

Auf der anderen Seite haben wir die Familie Crane, die sich eine Auszeit aus dem Leben nimmt und an einen abgelegenen Ort fährt, um dort ohne Internet, Telefon usw. eine Zeit lang auszukommen und zu sich zurückzufinden. Hier erwartet sie jedoch dann ein schlimmeres Grauen als das heutige vernetzte Zeitalter.

Die Abschnitte mit den Cranes fand ich fast spannender als die eigentliche Geschichte rund um Kates Vater, bei welchem der Mord ja noch immer nicht aufgedeckt wurde. Was die beiden Geschichten miteinander zu tun haben, sei dahingestellt, am Ende führt nichts zusammen was man sich hier herausspinnt.

Als man dann tatsächlich auf die Spur des Mörders kommt, ist es doch wieder etwas interessanter, was hier die Beweggründe waren und wie es abgelaufen ist. Auch der Schreibstil ist sehr gut gewählt und lässt einen eigentlich gut lesen, wäre die Story an sich nicht etwas lang und zäh. Ich denke, hätte man aus den beiden Geschichten jeweils ein Buch gemacht, wäre etwas besseres daraus geworden.

So ganz mag ich das Buch ja nicht empfehlen, denn wer Link kennt und auch schon von ihr gelesen hat, wird sie hier nicht ganz zu ihren Spitzenzeiten wieder erkennen. Dennoch ist eine gewisse Spannung enthalten und als Fan ist ja sowieso jedes Buch ein Must-Have!

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 09. Dezember 2015 um 18:48

Gute Rezi - der ich mich nur anschließen kann: Ihre früheren Krimis haben mir besser gefallen und dies hier (two-in-one) ist zwar superspannend und hat alle Link-Zutaten, aber mir fehlt dennoch etwas - die Tiefe, der Anspruch... ein "typischer Link-Krimi" der letzten Jahre....Kann man, muss man aber nicht lesen.... LG!