Rezension

Von diesen Hunden können wir noch etwas lernen

Survivor Dogs. Die verlassene Stadt - Erin Hunter

Survivor Dogs. Die verlassene Stadt
von Erin Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

Lucky, ein Sheltie-Retriever Mischling, ist ein aufgewecktes Kerlchen, denn als Straßenhund hat er sich für lange Zeit alleine durch die Gegend geschlagen – immer auf der Hut vor bösartigen Menschen, die der Protagonisten-Hund „Langpfoten“ nennt. Der Hunger war sein ständiger Begleiter, auch wenn er von einem alten Freund erfolgreich im Jagen unterrichtet wurde und ihm das Betteln mit schief gelegtem Köpfchen manchmal eine Leckerei eingebracht hat. Irgendwann hat es der Hundegott dann aber doch schlecht mit dem kleinen Streuner gemeint, denn er wurde von Hundefängern eingesperrt und musste im Tierheim mit unzähligen Artgenossen vor sich hin vegetieren. Am Tag des „Großen Knurrers“, der die Erde erbeben ließ, stürzt das Gebäude der gefangenen Fellnasen ein und lediglich Lucky und seine Käfignachbarin Sweet können sich retten. Die ganze Stadt ist ein Trümmerhaufen und alle Menschen sind vor dem Chaos geflohen – ohne ihre Haustiere und Habseligkeiten. Nun heißt es wieder zu überleben auf eigenen Pfoten, bis Lucky auf ein Rudel stößt, welches alle seine Vorsätze als Einzelgänger auf eine harte Probe stellt.

Nachdem ist von Erin Hunter nur die „Warrior Cats“ Reihe kannte, war ich sehr gespannt auf die Abenteuer der besten Freunde des Menschen, die vom Charakter durchaus anders agieren, als die stolzen Samtpfoten.

In den Schreibstil konnte ich mich sofort wunderbar fallen lassen, da hier den „Survivor Dogs“ eine sehr einfache und tiergerechte Wortwahl in die Schnauze gelegt wurde, die sich in Verbindung mit den eher groß gedruckten Zeilen (der Zielgruppe entsprechend) flott weglesen lässt. Als besonders herausragend aus der Masse der Tierromanen habe ich die Kreativität der Wortschöpfungen empfunden, die sich mir zwar nicht immer auf den ersten Wuff ersichtlich zeigen, aber sich dann doch ziemlich schnell aufklären – Kinder werden da bestimmt ohne Probleme hinter die Anspielungen schauen. Beispielsweise sind unsere röhrenden Autos aus Luckys Sicht zu Recht „Lärmkasten“ und die Nachtstunden eine „Ohnesonne“, sodass wir Leser immer wieder überrascht werden und über die Logik der klaren Worte staunen können.

Der Sheltie trifft auf seinem Weg als Einzelgänger interessante Vierbeiner, die schrecklich böse oder zahm und liebreizend personifiziert werden – einen Weg dazwischen gibt es nicht. Teilweise etwas nervig habe ich die kleinen Alpha-Raufereien rund um den heimlichen Rudelführer Lucky und seine Wurfschwester Bella empfunden, der er unterwegs begegnet und ihr plus ihren Freunden in der harten Realität außerhalb der sicheren vier Wände hilft. Obwohl sie selbst über keinerlei Erfahrungen verfügt, drängt sie sich gerne vor ihren Bruder und führt damit im Mittelteil beinahe alle in den Tod. Insgesamt ist der bunte Haufen mit der scharfen Beutenase, den Schwimmhäuten zwischen den Pfoten und der Schnelligkeit einer Antilope aber ein Rudel mit Kuschelfaktor, deren Abenteuer ich auch gerne noch über mehrere Staffeln verfolgen möchte. Die „Survivor Dogs“ haben die „Warriors Cats“ also würdevoll beerbt. :-)