Rezension

Vorhersehbar aber gefühlvoll

Lake of Lies – Hidden
von Leonie Lastella

Bewertet mit 4 Sternen

Im ersten Lake of Lies Band, Hidden, geht es um die Studentin Via, die nach einem mächtigen Shitstorm mit Übergriffen an den Lake Tahoe flüchtet, um dort wieder etwas zur Ruhe zu kommen. Dort trifft sie auf Miles, der es mit seiner Art schafft, Vias Vertrauen in die Menschen wieder stückweit zurückzubringen und sich somit auch in ihr Herz schleicht. Doch als Vias Ex River, der für all ihr Chaos verantwortlich ist, um Hilfe bittet, schwinden die Chancen für eine neue Liebe. Denn River bringt nicht nur seine Gefühle mit, sondern auch eine Gefahr, die sie plötzlich alle betrifft.

Das Cover von “Lake of Lies - Hidden” hebt sich leider nicht besonders von den anderen Büchern im Handel ab und ist nicht gerade aussagekräftig. Dennoch finde ich die Farbgebung, die sich auf beiden Bänden der Dilogie zusammenfügt und die in Gold hervorstechenden Akzente, sehr schön. 

Leonie Lastella bleibt auch in ihrer neuen Diologie ihrem jungen und leichten Schreibstil treu. Sie schafft es, dass man sich durch ihre ausdrucksstarke und gefühlvolle Schreibweise perfekt in die Protagonisten hineinversetzen und mitfühlen kann. Dabei wechselt sie sich gleichmäßig in der Sichtweise der Protagonisten Via und Miles ab, so dass es einen noch tieferen Blick in deren Gedanken und Gefühlswelt ermöglicht. Spannung bringt die Autorin damit rein, dass sie kleine Zwischenkapitel des "Bösewichts" mit eingebaut hat, die immer wieder einen spannenden Einblick gewähren.

Die langsame und ruhige Einführung der Protagonisten Via und Miles, ohne großes Drama, ist angenehm und lässt den Leser die Figuren auf eine tiefere Weise kennenlernen. Miles, mit seiner fürsorglichen, humorvollen Art, gewinnt schnell Sympathien, auch wenn man befürchtet, dass seine selbstlose Hilfsbereitschaft ihm letztlich zum Verhängnis werden könnte. Vor allem im Hinblick auf die Trauer um seine Schwester bleibt die Frage offen, ob er nicht mehr verdrängt, als er sich eingestehen will. Miles’ liebevolle und eifersüchtige Seite, die er trotz des Risikos für seinen Job zeigt, macht ihn zu einem besonderen Charakter, der den Leser immer wieder mit seiner Hingabe überrascht. Via, die stillere Hauptfigur, hat mich durch ihre authentische Darstellung und den emotionalen Zugang besonders berührt. Ihre Welt wird durch einen öffentlichen Shitstorm vollkommen erschüttert, und es ist faszinierend zu beobachten, wie sie trotz dieser Herausforderungen den Mut findet, sich wieder aufzurichten und zu sich selbst zu finden. Die Darstellung von Vias innerem Konflikt und der Umgang mit dem Hass von außen ist besonders stark. Miles macht das Ganze jedoch auch viel einfacher für sie und stellt ihren Fels in der Brandung dar. Die aufkeimende Beziehung zwischen Via und Miles ist wunderschön und glaubwürdig geschrieben. Die beiden nähern sich langsam an, und es sind besonders die kleinen, intimen Momente, die das Herz erwärmen. 

Die Rolle von River, der Protagonist in Band zwei sein wird, trägt durch seine problematischen Entscheidungen maßgeblich zu Konflikten bei und sorgt für zusätzliche Spannung, gilt es doch auch in diesem Band schon zu klären, wie es zu dem für ihn folgenschweren Unfall kam, der sein Leben zerstörte und die Pflegefamilie, die ihn scheinbar aus dem Weg räumen will, zu überführen. Seine Handlungen, die dazu führen, dass Via in den Shitstorm gerät, machen ihn zwar zu einer ambivalenten Figur, aber sein Versuch, Via zu beschützen und seine Vergangenheit, sorgen dennoch für Mitgefühl. Man wünscht sich jedoch, dass er klare Stellung bezieht und versucht, den Schaden, den er Via hinzugefügt hat, wieder gutzumachen. Auch die anderen Nebenfiguren wie Nora, die loyale Freundin, die sich wohl jeder wünscht, und der neue Freund Knox, der mit seiner lockeren Art für frischen Wind sorgt, haben mir sehr gefallen. Ihre Unterstützung für Via zeigt die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. Die Entwicklung der Spannungsbögen und das langsame Entwirren der Geheimnisse um Rivers „Unfall“, die Machenschaften seiner Pflegefamilie und das Stalking hinter Via hält die Leser in Atem. Die liebevollen Momente zwischen Via und Miles, die nicht genau wissen, wo es sie beide hinführen wird, sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.

Mein Fazit: 

Leonie Lastella schafft es, eine vorhersehbare, aber gefühlvolle Geschichte zu erzählen, die vor allem durch ihre tiefen emotionalen Momente und das Spiel der Charaktere überzeugt. Die Dynamik zwischen Via, Miles und River ist spannend gestaltet, und obwohl das Buch einige offene Fragen hinterlässt, wird man als Leser durch die fesselnde Erzählweise zum nächsten Band hingezogen. Insgesamt ist dies ein emotionales, spannungsgeladenes Buch, das durch starke Charaktere und eine sanfte, aber tiefgreifende Dramatik besticht. Es bleibt zu hoffen, dass die Geschichte im nächsten Teil genauso intensiv fortgeführt wird.