Rezension

Weibliche Lebensrealitäten

Drei Kameradinnen -

Drei Kameradinnen
von Shida Bazyar

Bewertet mit 3.5 Sternen

Drei Kameradinnen erzählt die Geschichte der drei Freundinnen Saya, Hani und Kasih. Die drei sind zusammen aufgewachsen und haben es geschafft, über die Jahre hinweg Kontakt zu halten. Sie treffen sich wieder, um auf eine Hochzeit einer Bekannten zu gehen, nur passiert an diesem Tag etwas Schicksalhaftes. Was genau das ist, darauf muss man bis zum Schluss warten, davor gibt es ganz viele Erinnerungen, Beobachtungen, banale Alltagsgeschichten. 
Kasih schreibt einen Bericht über ihre Freundin Saya, über das gemeinsame Aufwachsen in einer Siedlung, über Rassismus und Sexismus, über so vieles, was in der westlichen Gesellschaft schief läuft. Sie spricht dabei immer wieder die Leser*innen an, ja beleidigt sie schon fast, führt sie mit ihren Ausschweifungen in die Irre. Als Stilmittel fand ich das anfangs etwas ungewöhnlich, später dann aber doch sehr gelungen. 
 
Ich habe sehr lange für den Roman gebraucht. Es ist keine leichte Kost, die Erzählform manchmal anstrengend, aber Bazyar hat sehr wichtige Themen aufgegriffen, mit denen Menschen, die nicht als weiß gelesen werden, im Laufe ihres Lebens konfrontiert werden und über die sich andere nichtmal ansatzweise Gedanken machen müssen. Umso wichtiger ist es, diese Erfahrungen auch in Romanform zu teilen, zu verbreiten, darauf aufmerksam zu machen. Und als Leser*in ist es unsere Aufgabe, zuzuhören, zu lernen, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen. Dieses Ansprechen hält einem immer wieder all das vor Augen, dass es vor allem an Menschen, die nicht betroffen sind, liegt, etwas zu unternehmen.

In den drei Tagen bis zur Hochzeit verbringen die Frauen viel Zeit miteinander, da kommen auch immer wieder Erinnerungen hoch. Diese Rückblenden nehmen sehr viel Raum ein, mir leider fast schon ein bisschen zu viel. Es gibt kaum eine durchgehende Handlung, sondern mehr einzelne Ausschnitte aus dem Leben. Fragmente, die sich schlussendlich zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Das Ende ist gewagt. Nicht das, was ich erwartet hatte, vielleicht auch ein bisschen unbefriedigend. 

Fazit
Ein wichtiger Roman über das Aufwachsen und Leben mit täglichem Rassismus und Sexismus. Schonungslos schreibt Bazyar über die Erfahrungen der drei Kameradinnen, wie sie von der Gesellschaft gesehen werden und, viel wichtiger, wie sie sich selbst sehen. Ein Buch, um sich klar zu werden, wie weitreichend Rassismus in der Gesellschaft verbreitet ist und welche Konsequenzen und (rechts-)radikale Auswüchse er hervorbringt. Lesenswert!