Rezension

Wie Ohnsorg-Theater auf dem Campingplatz

Ans Vorzelt kommen Geranien dran - Renate Bergmann

Ans Vorzelt kommen Geranien dran
von Renate Bergmann

Bewertet mit 3 Sternen

Die "Online-Omi" alias Renate Bergmann (alias Torsten Rode) muss mal raus - und beschließt, mit Ihren Freunden Ilse (Ex-Lehrerin) und Kurt campen zu gehen. Die Senioren werden fündig und werden - nachdem sie eine Erlaubnis von verwandtschaftlicher Seite erhalten haben - von Stefan zum Campingplatz gefahren, auf dem dann 3 Wochen das Wohnmobil (Geländer muss noch nachträglich angebracht werden, auf SeniorInnen sind die Verleiher ja nicht eingestellt) stehen soll. Jedoch nur, wenn sich täglich telefonisch oder per "Whotzäpp" bei der Verwandtschaft (sprich Kirsten, der esoterisch angehauchten Tochter von Renate) gemeldet wird! Sollte einer der SeniorInnen erkranken, ist es vorbei mit dem Campieren....

 

Die resolute Rentnerin - stolze 82 Jahre alt - hat einen Hang zum Pragmatischen und macht sich (auch auf dem Campingplatz) über allerhand Dinge ihre Gedanken. Sie packt Probleme an, ohne lange zu 'laminieren' - ähem, lamentieren.

Dies ist ein Beispiel, wie sich der Autor von Stichwort zu Stichwort "hangelt" (so wirkte es zuweilen auf mich) und die Bedeutung von Wörtern humoristisch auswechselt. So weiß Renate nicht, als Stefan nach den Heringen ruft, um das Vorzeltaufzubauen, ob er welche in Rahmsoße oder in Tomaten meint....

 

Wir lesen mit der Rentnergang die "Platzordnung" des Herrn Habicht, einem früheren Schüler von Ilse - und lernen die Fam. Hupe kennen, die direkt nebenan ihren Wohnwagen hat. Frau Hupe liegt den ganzen Tag in der Hängematte, während Tochter und Mann sich den von ihr zugewiesenen Aufgaben widmen; sie liest gerne, jedoch am liebsten Förster- und Arzt"heftchen", die es am Kiosk zu kaufen gibt. Familie Saldini-Schlottmann, Zirkusleute, buddeln nach einem Schatz, sind jedoch sehr freundliche Leute, wie Renate auf ihrer Tour über den Campingplatz entdeckt.

 

Renate erklärt auch dem geneigten Leser die Unterschiede zwischen Dauer- und Wintercampern - und dass Radfahrer, die eben mal auf ein Bier am Kiosk vorbeikommen, um sich zu stärken, freundliche und kommunikative Menschen sind.Ansichtskarten werden geschrieben (denn das gehört ja zum Urlaub wie Mongscherie zum Fernsehabend) und zum guten Ende verschwindet auch noch Ilse spurlos...

 

Es gibt durchaus Szenen, die mich kurz zum Schmunzeln bringen, allerdings ist dies nicht meine Art Humor. Ich empfinde die Satire in dieser Reihe (wobei ich die anderen Romane um Renate Bergmann nicht kenne) als sich etwas wiederholend, klischeehaft zuweilen und auch recht "platt". Dennoch vergebe ich knappe 3* für "das Ohnsorg-Theater auf dem Campingplatz" für die witzigen Ideen, aus denen aber mehr zu machen wäre - besonders das Niveau betreffend. Gute Satire geht - irgendwie anders...