Rezension

Wunderschöne Sprache!

Häuser aus Sand - Hala Alyan

Häuser aus Sand
von Hala Alyan

Häuser aus Sand ist die Geschichte einer Familie, erzählt über 50 Jahre, beginnend 1963 in Nablus. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Frauen der Familie, es beginnt mit Salma, am Vorabend der Hochzeit ihrer Tochter Alia und endet mit Alia, als alte Frau und Großmutter von vier Enkeln. 

Der Inhalt ist schwierig zu beschreiben, da mit jedem neuen Kapitel die Hauptfigur wechselt und die Leserin jedes Mal einer anderen Figur über die Schulter schaut. Der Wechsel erfolgt meistens unvermittelt, manche Dinge werden nur angedeutet und erst viele Kapitel später wieder aufgegriffen und zu Ende geführt. Trotzdem hat man als Leserin das Gefühl eine abgeschlossene Episode zu lesen. 

Erzählt wird die Zerrissenheit der Familie, die Handlung wechselt immer wieder den Ort und die Zeit, es ist eine Flucht vor den Unruhen des Nahen Ostens, die mal näher, mal ferner erscheinen. Den Krieg nimmt der Leser vor allem aus dem Fernseher oder durch Erzählungen einzelner Figuren wahr, erst am Ende spürt man die direkten Auswirkungen, erzählt durch die Augen zweier Kinder. Vor allem die jüngere Generation weiß nicht mehr, was ihre Heimat ist: wo sie aufgewachsen sind oder wo ihre Eltern/Großeltern aufgewachsen sind. 

Das Buch ist durchweg fesselnd geschrieben, die Figuren lassen einen nicht mehr los und auch wenn es kein Buch ist, das man am Stück verschlingt, ist es definitiv spannend und lesenswert. Die Sprache der Autorin ist klar, poetisch und wunderschön. Man liest mit allen Sinnen, kann die Hitze spüren, die Farben sehen, die Früchte schmecken, die Düfte riechen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, aber mit vielen Rückblicken und Zeitsprüngen von bis zu zehn Jahren ausgestattet, die die Sprache abwechslungsreich machen. Es ist kein Buch zum Abschalten sondern eines zum Kennenlernen einer anderen Welt, eines das erinnert anstatt zu vergessen, ein Buch das bewusst macht.