Rezension

Zeitverschwendung mit Potenzial

Holly. Die verschwundene Chefredakteurin - Anna Friedrich

Holly. Die verschwundene Chefredakteurin
von Anna Friedrich

Herzlich Willkommen in der total unübersichtlichen und verwirrenden Welt von Holly.
Ich fühlte nach der Beendigung von Teil 1 so richtig, wie mir die Autorin diesen Satz um die Ohren schleuderte. Die Idee ist wirklich toll, aber weder der abgehackte Schreibstil, noch die ständigen Wechsel der Perspektive machen beim Lesen wirklich Spaß.
Und diese Kamera? Aus der Sicht einer Kamera schreiben? Okay? Aber auf diese Art und Weise? Bitte nicht! 1. muss ich nicht ständig daran erinnert werden, dass jetzt die Kamera der Erzähler ist, noch daran, dass die Kamera ein so unglaubliches Ding ist, welches durch geschlossene Fenster, Wände etc. fliegen/schweben kann, um so Dinge einzufangen, deren Erfassung eigentlich unmöglich ist. Wenn das ganze dann auch noch immer wieder betont wird, versprüht das einen unglaublich nervigen Charme, der zum Glück von vielen anderen Kleinigkeiten ablenkt, die das Lesevergnügen ebenso hemmen.
Trotz der vielen Perspektivwechsel und der unglaublichen Kamera, bekommt man gar nicht so viel vom Geschehen innerhalb der Redaktion von Holly mit. Alles wird einem in kleinen Happen serviert, die definitiv nicht satt machen. Mit viel wohlwollen kann man die (Lecker)bissen, als appetitanregend einstufen. Damit sind wir dann auch bei den positiven Aspekten dieses skurrilen Erlebnisses angekommen: Irgendwo zwischen diesen vielen verwirrenden Zeilen und Sätzen, ist etwas versteckt, das wie Potenzial aussieht, welches sich hoffentlich in den kommenden Teilen entfaltet.
Bei den Charakteren kann ich gar nicht sagen, ob sie mir gefallen haben, oder nicht. Keine Ahnung, was sich hinter den einzelnen Personen verstecken mag, die alle nur ganz schwach angerissen wurden und nicht mal mit einer schlechten Bleistiftzeichnung zu vergleichen sind.

Weil ich "Holly" noch nicht aufgeben möchte, steht der zweite Teil schon in meinem Regal... und wird mir hoffentlich ein bisschen bessere Laune bescheren können, als es dieser erste Teil vermochte.