Rezension

Zu wenig Atmosphäre für Horror

Silberne Geister -

Silberne Geister
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 3 Sternen

Als Soundeditorin beim Film ist Montserrat allein in einer Männerdomäne und die Aufträge eher schlecht als recht. Doch ihr bester Freund Tristán lernt durch Zufall einen alten Produzenten kennen, von dem er erfährt, dass es noch unveröffentlichtes Filmmaterial eines einst bekannten Regisseurs gibt. Gemeinsam mit Montserrat beschließen sie an diesem Film zu arbeiten. Das aber die Filmrolle einen Fluch trägt und nun sind sie in Gefahr. Können sie es schaffen, dem Einfluss des Films zu entkommen?

Das Cover finde ich absolut großartig und neugierig machend und da ich Bücher mit Gruselfaktor unheimlich gern mag, war ich sehr gespannt auf das neue Buch der Autorin. Für mich war es das erste Buch der Autorin Silvia Moreno-Garcia und was mir schon im ersten Teil des Buches aufgefallen ist, ist der sehr ausführliche und extrem ausschweifende Schreibstil. Es liest sich zwar durchaus leicht und verständlich und es entstehen schnell Bilder im Kopf, aber um früh Spannung zu erzeugen, ist es mir einfach zu weit ausholend.
So dauerte es für meinen Geschmack einfach viel zu lang, bis hier wirklich etwas passierte. Allein Treffen zwischen Montserrat und Tristán, die zwar ihre Beziehung zueinander spiegeln, für die eigentliche Handlung des Buches aber deutlich weniger Raum benötigten, nahmen mir die Spannung. Auch bis es zu etwas gruseligeren Handlungen kam, dauert es einfach zu lange und insgesamt war es auch eher ein Buch rund um Okkultismus als Horror. Ab der Mitte des Buches wurde es spannender und ab da fiel es mir leichter, am Ball zu bleiben. Ein Horrorbuch braucht viel Atmosphäre, um zu wirken, diese blieb für mich aber ausbaufähig.
Gut gefallen haben mir die diversen Eindrücke in die mexikanische Filmindustrie. Dank vieler kleiner Einstreuungen, wurde die Zeit, ich schätze 80er – 90er Jahre sehr lebendig. Diesen Part fand ich wirklich gut ausgearbeitet und gelungen.
Das Thema Okkultismus bietet natürlich sehr viel Raum für eigene Interpretationen und Ideen. Auch hier hätte es durchaus gruseliger werden dürfen, vielleicht bin ich da etwas abgehärtet, aber so intensive Momente, die Gänsehaut brachten, fehlten mir persönlich.
Die beiden Protagonisten sind Freunde seit ihrer Kindheit. Von Montserrat hatte ich mir eine starke Protagonistin erhofft, da sie in einer Männerdomäne arbeitet. Insgesamt war sie aber eher eine nörgelnde Zicke, die mir dadurch auch nicht ganz sympathisch wurde. Schade, dass man auch innerhalb der Geschichte nur wenig Entwicklung bei ihr feststellen konnte. Tristán war einst ein Soapstar, doch dessen Glanzzeiten sind vorbei. Man hatte bei ihm allerdings noch immer den Eindruck, dass er gedanklich gerne in der Vergangenheit ist. Interessant war die Dynamik zwischen den beiden, die wiederum sehr gelungen war.
Die Nebencharaktere waren mir persönlich etwas zu blass, gerade über den Produzenten hätte man viel mehr herausholen können.

Mein Fazit: Ein Buch mit ganz viel Potential, dass sich leider in viel zu langwierigen Details über seine Protagonisten auslässt. Ich hatte mir viele Gänsehautmomente und eine gruselige Atmosphäre erhofft, die für mich intensiver hätte sein müssen, um zu wirken. Insgesamt leider zu flach, um wirklich Spannung zu bieten.