Rezension

Alte Kampfgenossen

Wetterleuchten im Roussillon - Philippe Georget

Wetterleuchten im Roussillon
von Philippe Georget

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Urlaub muss Inspecteur Gilles Sebag seiner Tochter beistehen, während sie einen ersten schweren Gang antritt. Ein Schulkamerad des jungen Mädchens ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und wird nun zu Grabe getragen. Auf Wunsch seiner Tochter will sich Sebag den Unfallhergang noch einmal genauer anschauen. Kaum wieder im Kommissariat steht jedoch eine Mordermittlung an, die wichtiger ist. Ein alter Mann ist erschossen worden und es scheint Verbindungen zur Gemeinschaft der Algerien-Franzosen zu geben. Doch wer kann da mehr als 50 Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens noch ein Interesse daran haben, einen Mord zu begehen.

 

Mit der recht plastischen Schilderung des Mordes an einem alten Mann startet dieser Kriminalroman, der dann mit sich eher langsam entwickelnden Ermittlungen weiter voranschreitet. Inspecteuer Sebag, der sich bisher kaum mit diesem Teil der französischen Vergangenheit beschäftigt hat, erteilt sich selbst und dem Leser eine kleine Geschichtsstunde und müht sich die Zusammenhänge zu verstehen. Welche Auswirkungen hat die Vergangenheit auf die Gegenwart, konnten die Menschen nicht loslassen. Doch ein Mitglied erklärt es recht gut, der Schmerz und die Sehnsucht hält die Gemeinschaft zusammen und er darf deshalb nicht vergehen. Doch welcher Schmerz treibt den Mörder an. Gilles Sebags Spürsinn beginnt zu arbeiten, wobei er auch den Wunsch seiner Tochter nicht außer Acht lässt. Doch oft genug wird er abgelenkt von seinen Eifersuchtsanfällen. Noch immer rätselt er, ob seine Frau eine Affäre gehabt haben könnte. Noch immer wagt er es nicht, direkt zu fragen, aus Angst der Verdacht könnte sich bestätigen.

 

Ein gewiefter Ermittler dieser Gilles Sebag, der seine Kollegen so manches Mal verblüfft und zur Verzweiflung bringt, da er mit seiner Intuition häufig schneller ist und Antworten parad hat, die die anderen in mühsamer Kleinarbeit gefunden haben. Ein sehr interessanter Krimi mit einem geschichtlichen Hintergrund, die dem Leser eine Thematik näher bringt, die hier vermutlich ebenso in Vergessenheit gerät wie in Frankreich oder sogar mehr noch, da keine direkte Betroffenheit besteht. Ein eher ruhiger Handlungslauf, der dennoch fesselt, lesenswert.