Rezension

Ein beeindruckender Krimi, der mit den Geistern der Vergangenheit kämpft

Wetterleuchten im Roussillon - Philippe Georget

Wetterleuchten im Roussillon
von Philippe Georget

Bewertet mit 4.5 Sternen

Philippe Georget entführt seine Leser nun zum zweiten Mal in die französisch-spanische Grenzregion Roussillon, nach Perpignan.

Inspecteur Gilles Sebag bekommt es mit einem Mord zu tun, dessen Ursprung, allem Anschein nach, im mehr als sechzig Jahre zurückliegenden Algerienkrieg liegt. Hat doch der Mörder die drei Buchstaben „OAS“ (=Organisation de l’armée secrète) hinterlassen.
Das Opfer ist ein einfacher algerisch stämmiger Franzose im Rentenalter, ein sogenannter „pied noir“.
Während sich Sebag auf Mördersuche begibt, wird der Schulfreund seiner Tochter beerdigt. Der junge Mann ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. Niemand will dem Unfalllenker, einem geeichten Trinker glauben, dass er von einem anderen Auto geschnitten wurde.

Wie hängen die beiden Vorfälle zusammen? Hängen sie überhaupt zusammen?

Als dann ein zweiter Mord passiert, das Denkmal das den Opfern der OAS gewidmet ist, geschändet wird, geraten Sebags private Probleme in den Hintergrund. Gilles zweifelt nämlich an der Treue seiner Gemahlin.

Inspecteur Gilles Sebag ermittelt und geht jeder noch so kleinen und abstrus scheinenden Spur nach. Diese Hartnäcktigkeit macht sich letztlich bezahlt.

Interessant fand ich, dass die Ränge der Polizisten amerikanisiert wurden. Da hat wohl das Innenministerium in Paris zu viele Folgen von CSI gesehen. Sebag ärgert die Maßnahme.

Mit hat der Krimi sehr gut gefallen, wobei ich zugeben muss, dass ich den ersten Teil nicht kenne, und daher ein paar Details vermisse. (wird aber nachgeholt)

Aufschlussreich fand ich den Exkurs in den Algerienkrieg.
Sehr lobenswert ist, dass der Autor die geschichtlichen  Passagen den Lesern nicht oberlehrerhaft überstülpt.

Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich bislang so gut wie gar nichts darüber wusste. Die Kämpfe der Résistance im Zweiten Weltkrieg sind mir geläufig, aber Algerien? Da habe ich noch großen Aufholbedarf!
Das liebe ich an  Büchern, dass sie dem Leser den Horizont erweitern helfen, wenn er dies zulässt.

Die Sprache des Krimis ist einfach. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Ich hatte daher Zeit, mich auf den historischen Hintergrund zu konzentrieren.

Zugegeben, es gibt rasanter aufgebaute Krimis, aber eine höhere Spannung ginge zu Lasten der Geschichtsschreibung.
Sehr gelungen fand ich den mehrmaligen Wechsel der Perspektiven.

Ein rundum kompakter Krimi - empfehlenswert.