Rezension

Lehrreiche Geschichtsstunde als Krimi verpackt

Wetterleuchten im Roussillon - Philippe Georget

Wetterleuchten im Roussillon
von Philippe Georget

Bewertet mit 4 Sternen

Ein alter Mann wird regelrecht hingerichtet, am Tatort findest sich die Aufschrift O.A.S. Inspecteur Gilles Sebag und sein Chef befürchten sofort die politischen Implikationen dieses Falls. Rächt sich ein Opfer dieser Terrororganisation aus der Zeit des Algerienkriegs an den damaligen Tätern? Läuft eine Aktion Linksextremer gegen alle "pieds Noirs", wie die Repatriierten aus dem ehemaligen Französisch-Algerien genannt werden, woraufhin auch ein Anschlag auf eines ihrer Denkmäler hindeutet? Doch bald wird durch einen weiteren Mord klar, dass es sich um einen Rachefeldzug gegen ein ganz bestimmtes OAS-Team handelt, dessen Leiter als nächster auf der Liste steht.

Zur Lösung des Falls muss das Team der Polizei Perpignan tief in die Geschichte des Algerienkriegs eintauchen, dessen Wunden bis heute nicht geheilt sind. Gerade darin liegt die Stärke des Romans, er zeigt die chaotischen Wirren kurz vor der algerischen Unabhängigkeit auf, wobei sich der Terror der OAS zunehmend auch gegen Franzosen richtete und immer irrationaler wurde, nicht, dass er anfangs rational gewesen wäre, aber er hatte im Sinne der OAS noch eine gewisse Logik. Auch das Schicksal der Repatriierten, ihr Leiden am Verlust der Heimat, aber auch ihre fragwürdige Gesinnung wird deutlich. Das Denkmal für die OAS ist im Übrigen keine Erfindung des Autoren, es gibt es. Schlimm, dass so etwas überhaupt Befürworter findet, das ist in etwa so, als wolle man heute in Deutschland ein Denkmal  für die SS errichten.