Rezension

Beängstigende Zukunftsvision zum Smart Home mit laschem Ende

Cloud
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Als Emma Paul im Internet kennenlernt, spürt sie sofort eine tiefe Verbundenheit. Nur mit ihm kann sie ausführlich über ihren verstorbenen Bruder sprechen. Doch sehr schnell teilt sie online immer mehr Informationen mit ihm, denn Paul will auch alles wissen. Emma filmt sogar ihr Leben für Paul und entwickelt mit der Zeit Gefühle für ihn. Doch schon bald bekommt Paul einen bitteren Beigeschmack, denn kleine Überraschungen – per Knopfdruck erledigt – zeigen eine Weite auf, die Emma Angst machen. Kurzum will Emma ein Treffen mit Paul arrangieren, doch dem weicht Paul aus. Was ist nur los mit Paul und welches Geheimnis verbirgt er?

 

 

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Seifenblasen schmecken wie Butterblumen.“

Die Geschichte konzentriert sich am Anfang darauf, Emma und ihre Familie vorzustellen. Sehr schnell wird deutlich, dass der tragische Tod des Bruders die Familie erschüttert hat. Nebenbei wird bereits das Leben in einem Smart Home eingestreut. Zeitgleich entwickelt sich Emmas Beziehung zu Paul und damit anfangs auch ein eher ruhiger Verlauf in dem es wenig Höhen und Spannungselemente gab. Doch dies ändert sich mit den Informationen, die man über Paul erhält. Je mehr diese werden, desto mehr zieht auch der Spannungsbogen an, der in einem wahren Showdown am Ende seinen Höhepunkt findet. Die Autorin hat dabei geschickt auf Risiken eines Smart Homes hingewiesen, ohne, dass es pessimistisch oder belehrend wirkte.

 

Der Charakter-Stapel

Emma ist eine typische Jugendliche, die zugleich mit dem Tod ihres Bruders zu kämpfen hat. Vermutlich kann man ihre Sorglosigkeit dieser emotionalen Schwäche zuordnen. Andernfalls müsste man sie als sehr naiv bezeichnen, dass sie viele persönliche Daten an doch fremde Menschen (Paul) gibt. Ihre Gefühle in Richtung Paul entwickeln sich typisch schnell wie es oft in Jugendbüchern der Fall ist, so dass es mir schwerfiel, die Entwicklung der Beziehung nachzuvollziehen.

Die anderen Charaktere bleiben etwas fern, egal ob Matt oder Hazel oder auch Emmas Eltern. Man erfährt von allen nur das notwendigste, so dass sie eher blass bleiben, aber dadurch auch den Fokus von Emmas Geschichte nicht entfernen.

 

Der Stil-Stapel

Das Buch liest sich einfach und flüssig. Je weiter die Geschichte um Paul voranschreitet, desto stärker zieht der Spannungsbogen an und desto mehr verfliegen die Seiten. Die Beschreibungen des Smart Homes sind gelungen und greifbar, so dass man es sich gut vorstellen kann, auch wenn man eher wenig technisch affin ist.

 

Der Kritik-Stapel

Die Geschichte ist sehr spannend und einen kritischen Blick auf Datenschutz und Smart Home wirft, ohne belehrend zu sein. An der Sorglosigkeit der Protagonistin kann man sich durchaus stoßen, aber vielleicht spiegelt sie die große Mehrheit der Bevölkerung eher wider als diejenigen, die sehr auf ihre Daten achtgeben. Kritisch zu sehen ist für mich vor allem das Ende, welches sich natürlich um Paul dreht und welches mir zu einfach gelöst war. Ich hätte mit viel mehr Widerstand von seitens Paul gerechnet.

 

 

Auf den Lesen-Stapel?

Das Buch sollte vor allem in Schulen zur Lektüre werden, da es sich ausgezeichnet eignet, Diskussionen rund um das Thema Digitalisierung und Datenschutz zu entwickeln. Es zeigt einen guten, kritischen Blick auf das Thema Smart Home, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger belehren zu wollen. Jedoch blieben die Emotionen für mich eher auf der Strecke, was auch an Emma lag, die zu sorglos war. Außerdem wirkte das Ende eher lasch nach einem so nervenzerreißenden Showdown. Dennoch gibt es von mir 4 Sterne, denn das Buch ist ist gut und spannend und das Thema wichtig.