Rezension

Beklemmender Liebesroman inmitten des spanischen Bürgerkrieges

Im dunklen Licht der Tage - Lydia Syson

Im dunklen Licht der Tage
von Lydia Syson

Zum Inhalt:

London, 1936: Die 17jährige, angehende Krankenschwester Felicity, genannt Felix, trifft auf einer Demo den jungen Kommunisten Nat. Sofort fühlen sich die beiden stark zueinander hingezogen, doch Nat bricht bald auf nach Spanien, wo er im spanischen Bürgerkrieg als Freiwilliger in der Internationalen Brigade gegen Franco und den Faschismus kämpfen will. Indes fährt Felix mit ihrem Bruder und dessen bestem Freund George nach Paris, wo Felix schnell befürchten muss, dass George, den sie als Freund schätzt, aber nicht liebt, ihr einen Antrag machen will.

Hals über Kopf bricht Felix ebenfalls nach Spanien auf, um dort als Krankenschwester zu helfen. Immer in der Hoffnung, Nat wohlbehalten wiederzusehen, wird sie mit unbeschreiblichem Leid konfrontiert. Und auch Nat werden die tragischen Konsequenzen seines Entschlusses, an der Seite der Rebellen zu kämpfen, bald schmerzlich bewusst. Derweil macht sich auch George auf den Weg nach Spanien, um Felix zu suchen.

Meine Meinung:

Mit "Im dunklen Licht der Tage" hat sich die Autorin Lydia Syson einem Thema gewidmet, das mir persönlich kaum im Bewusstsein war: Der spanische Bürgerkrieg, der von 1936 bis 1939 wütete und -zig Tausende von Opfern forderte. Auf Grund des 2. Weltkrieges wird dieses Kapitel der spanischen Geschichte an deutschen Schulen kaum behandelt, zumindest kann ich mich an kein einziges Detail erinnern, und so ist dieses Buch auch eine Art Geschichtsstunde für mich gewesen.

Die Geschichte spielt von Oktober 1936 bis April 1939 und wird abwechselnd aus Felix', Nats und Georges Sicht geschildert, die sich meist in unterschiedlichen Teilen Spaniens aufhalten, deren Wege sich aber ab und zu kreuzen. Dazwischen gibt es kurze Einschübe, die auf ein tragisches Erlebnis zwischen Felix und Nat hindeuten, das später aufgelöst wird.

Zur jungen Felix konnte ich leider keine richtige Beziehung aufbauen. Ich kann nicht sagen, dass sie mir unsympathisch war, aber ich konnte ihr Verhalten öfter nicht nachvollziehen, z. B. ihre spontane Flucht nach Spanien, die mir irgendwie eher als Trotzreaktion auf den befürchteten Antrag vorkam denn als politisch motivierte Handlung. Auch wenn Felix sich vor Ort als Krankenschwester bis über ihre Grenzen hinaus verausgabt, so gibt es doch Momente, in denen ich denke, sie betrachtet den Krieg trotz all der von ihr erlebten Gräuel als Abenteuer.

Nat ist mir da schon um einiges sympathischer, seine politische Gesinnung kann man nachvollziehen. Jedoch konnte ich bis zum Schluss die ach so großen Gefühle zwischen Felix und Nat nicht nachempfinden, und dieses Liebesgesäusel kam mir immer etwas überzogen vor.

Meine Lieblingsfigur war George, der sich wegen Felix, die ihn eigentlich nicht liebt, in Lebensgefahr bringt und sich vom eher oberflächlichen Sportjournalisten zum engagierten Kriegshelfer entwickelt. Ich habe ihm am meisten ein Happy End gewünscht.

Wenngleich mir das Ende dann nicht wirklich gefallen hat, war es doch zumindest realistisch, und der Epilog in London angemessen unaufgeregt. Ein richtiges Happy End für alle Beteiligten hätte auch einfach nicht gepasst.

Der Schreibstil ist trotz all der aufwühlenden Ereignisse eher ruhig, teilweise sogar nüchtern. Dieser Stil passt auch bei der schweren Thematik, denn selbst ohne blutige Details, die in einem gewissen Rahmen dennoch nicht ausbleiben können, kann der Leser sich die Gräuel selbst vor Augen führen. Ich musste mich erstmal ein bisschen hineinlesen, aber dann zog mich das Schicksal von Felix, Nat und George doch in seinen Bann, und ich konnte das Buch kaum noch zur Seite legen, wobei ich mir doch ab und an eine Pause gönnen musste, da die Thematik doch sehr ernst und schwer verdaulich ist.

Regelmäßig findet sich eine Spanien-Karte, auf der gezeigt wird, welche Teile des Landes bereits von den Faschisten eingenommen wurden. Teilweise hatte ich Probleme damit, da manchmal die Unterschiede zwischen den einzelnen Karten sehr gering waren. Weniger Karten in einem größeren zeitlichen Abstand hätten es wohl auch getan.

Im historischen Nachwort, das durch einen chronologischen Überblick über den Bürgerkrieg ergänzt wird, erfährt man dann noch die geschichtlichen Hintergründe zum Buch. Man kann sich diese natürlich auch vorher schon durchlesen, es beeinträchtigt meiner Meinung nach die Handlung nicht, wenn man bereits weiß, wie welche Schlacht ausgegangen ist. Die Autorin hat auf jeden Fall gute Recherchearbeit geleistet.

Alles in Allem schafft es Lydia Syson, die Gräuel des Krieges ohne allzu blutige Details realisistisch wiederzugeben und im Leser eine gewisse Beklemmung auszulösen. Hier konnte mich die Autorin durchaus abholen, und auch die Motivation der jungen Menschen, die sich freiwillig in einen Krieg stürzten, der fernab ihrer eigenen Heimat stattfand, konnte ich nachvollziehen. Aber bei den Emotionen zwischen den Protagonisten fehlte mir dann doch etwas. Vielleicht lag es daran, dass der Bürgerkrieg doch irgendwie mehr im Vordergrund stand als die Liebesgeschichte selbst.

Auch waren mir hier und da ein paar zu viele Zufälle im Spiel. Natürlich ist es für die Handlung unabdingbar, dass sich die Hauptfiguren ab und zu über den Weg laufen, aber manchmal war das doch alles zu gewollt. Wieso die Kapitel 36-44 plötzlich im Präsens geschrieben wurden, das restliche Buch aber davor und danach in der Vergangenheitsform, erschließt sich mir leider auch nicht.

"Im dunklen Licht der Tage" ist eine tragische, realistische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines grausamen und leider genau so stattgefundenen Krieges. Auch nachdem man das Buch beendet hat, bleibt es noch lange im Gedächtnis und lässt nachdenklich und erschüttert zurück.