Rezension

Blue's Clues

Nur drei Worte - Becky Albertalli

Nur drei Worte
von Becky Albertalli

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Simon hat ein Problem. Es ist nicht, dass er schwul ist oder das er es noch niemandem erzählt hat. Es ist nicht, dass er seine Seele einem mysteriösem E-Mail Freund ausschüttet und sich in den Unbekannten verliebt. Nein, sein Problem ist, dass ein Mitschüler diese heimlichen Mails mit seinen Geständnissen entdeckt und Simon nun erpresst. Um seine eigene, aber vor allem Blues, Privatsphäre zu schützen, geht er auf den Deal ein.

MEINUNG
Ich liebe dieses Buch, was besonders an den sympathischen Charakteren liegt. Ich liebe Simon, ich liebe Nick, Leah und Abby. Ich liebe den supersüßen Hund Bieber. Achja, und ich liebe Blue. Eigentlich gibt es keinen Charakter, den ich nicht sympathisch fand. Selbst der 'Bösewicht' hat mir irgendwie Leid getan. Diese Tatsache liegt wohl daran, dass Becky Albertalli es irgendwie geschafft hat selbst kleinen Nebencharakteren Tiefe zu verleihen. Simon ist jedoch mein absoluter Lieblingscharakter, da der nerdige Protagonist wundervolle Vorlieben hat. Beispielsweise liebt er Oreokekse (wer tut das nicht?), er ist ein totaler Potterhead (wer ist DAS nicht?), und er steht auf depressive Indie-Musiker (mir ein wenig zu Indie). Außerdem ist er ein Romantiker und Träumer. Wenn er mich nicht zum Schmunzel gebracht hat, dann brachte er mich dazu zustimmend zu nicken.

"Ganz egal, wer du bist: Die Pubertät ist gnadenlos." ~ S. 18 

Nicht nur die aktuellen popkulturellen Bezüge machen das Buch lesenswert. Ich fühlte mich parallel auch irgendwie in einer Zeitkapsel gefangen. Musik aus verschiedenen Jahrzehnten, wie The Who, Lynyrd Skynyrd oder Elliott Smith; Floaktiteppich, Pokémon und die Power Rangers. Nicht direkt im Buch erwähnt, aber kennt ihr noch Blue's Clues? Ich hatte die ganze Zeit die Kinderserie und die dazu passenden Lieder im Kopf, weil jetzt mal im Ernst - im Buch wird die ganze Zeit gerätselt wer Blue sein könnte und dafür werden Hinweise, also Clues, gesucht, da liegt die Verbindung doch Nahe. Obwohl ich sagen muss, dass für mich schon ziemlich früh klar war, wer Blue ist und ich mich besonders zum Schluss über Simons Inkompetenz aufgeregt habe - warum konnte er es nicht früher sehen? Klar, das Buch wäre dann noch kürzer gewesen und ist so bereits mit ca. 320 Seiten sehr kurz gehalten und hätte stellenweise ein wenig spannender sein können.

"Drei Worte. Nur drei bescheuerte Worte, und ich bin nicht mehr der gleiche Simon." ~ S. 169 

Mir hat übrigens gut gefallen, dass die Suche nach Blue und die Erpressung durch Martin nicht der einzige Bestandteil war. Die Freundschaft zwischen Simon, Nick, Leah und Abby hat ebenfalls große Bedeutung und ist einfach fantastisch. Zwar kommen nicht alle miteinander aus, aber Simon hat in den dreien wundervolle Freunde, die verständnisvoll sind und ihn immer unterstützen. Durch diese Freundschaft war die Hürde für ihn sich zu outen vermutlich geringer als für Blue, obwohl ich wie Simon der Meinung bin, dass es eigentlich nicht so eine große Sache sein sollte homosexuell zu sein - warum muss sich nicht jeder outen? Als hetero, homo oder sonst was? Dann würde sich auch eine bestimmte Gruppe der LGBT Community sich nicht mehr so verdammt wichtig nehmen müssen.

"Aber ich habe die Nase voll vom Coming-Out. Ich mache ständig irgendein Coming-Out. Ich versuche mich nicht zu ändern, aber ich ändere mich ständig, laute kleine Verwandlungen." ~ S. 63

Neben seinen Freunden hat Simon auch riesiges Glück mit seiner Familie. Sie schauen gemeinsam irgendwelche Serien, spielen Facebook-Schnitzeljagd und sein Vater macht typische Dad Jokes. Die Facebook-Schnitzeljagd finde ich besonders toll, denn dort musst jeder seinen Facebook Newsfeed nach einem vorher festgelegten Thema durchforsten, beispielsweise ein Freund, der gerade geheiratet hat oder jemand der seine politische Ansichten in langen Tiraden teilt oder oder oder. Wer als erstes fündig wird hat gewonnen und sollte teilweise darüber nachdenken seine Freundesliste zu überarbeiten.

FAZIT 
Simons Geschichte ist auf jeden Fall lesenswert, auch wenn stellenweise ein wenig die Luft raus ist und es ein wenig dauert überhaupt erst in die Geschichte reinzukommen. Ich habe mich auf jeden Fall in die sarkastische und etwas schrullige Art Simons verliebt und das Ende lässt einfach hoffen, dass die Menschen wieder mehr lieben. Nicht nur auf romantische Art, sondern einfach die Liebe zu seinen Mitmenschen. Zwar war es nicht die schöne Liebesgeschichten aller Zeiten, aber dennoch gibt es von mir  4 von 5 Punkten für eine tolle Freundschaft, die erste Liebe und viel Humor. Schnappt euch also ein Glas Milch, eine Packung Oreokekse und Nur drei Worte von Becky Albertalli für einen tollen Leseabend.