Rezension

Boot Camp

Boot Camp - Morton Rhue

Boot Camp
von Morton Rhue

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch umfasst 283 Seiten und gliedert sich in 28 Kapitel sowie ein Nachwort des Autors. Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit einer Regel überschrieben, denen im Boot Camp Folge zu leisten ist. Diese Regeln lauten zum Beispiel

"Du schweigst, bis man dir gestattet zu reden."

oder

"Du folgst jedem Befehl unverzüglich und ohne zu zögern."

oder

"Du wirst ständig überwacht.".

Teilweise gliedern sich die Kapitel in Absätze, aber das ist oft nur dann der Fall, wenn innerhalb des Kapitels ein Ortswechsel erfolgt.

Das Buch ist aus der Sicht des Ich-Erzählers Connor geschrieben, der zugleich der Protagonist des Buches ist.

Ein paar Worte möchte ich noch zum Cover verlieren. Dieses zeigt eine Schuhsohle und beim Betrachten dieses Bildes hat man tatsächlich das Gefühl, dass sich diese dem eigenen Gesicht immer mehr nähert und man wartet förmlich darauf, sie bald im Gesicht zu spüren. Ich denke, dieses Bild zeigt sehr deutlich, wie man sich fühlt, wenn man in einem Boot Camp ist. Man lebt ständig mit der Angst im Nacken, einen Tritt zu verspüren, man wird förmlich mit Füßen getreten und erniedrigt, bis man am Boden liegt.

Meine Meinung zum Buch:
* * * * * * * * * * * * * *
Eigentlich hat mir das Lesen dieses Buches keinen Spaß gemacht. Denn das Buch besteht zu 80 Prozent aus Szenen der Gewalt, des Hasses, der Erniedrigung, der Angst. Es war wirklich furchtbar, während des Lesens ständig mit solchen Szenen konfrontiert zu werden. Es gibt kaum Lichtblicke, kaum Szenen, die nicht von Gewalt bestimmt werden. Aber leider ist das Buch gerade deswegen so realistisch.

Connor ist ein Charakter, der mir nicht unbedingt sympathisch war, mit dem ich aber auf jeden Fall mitgefühlt und -gelitten habe. Wegen einer Lappalie (zumindest würde ich es so bezeichnen) ist Connor von Entführern, die seine Eltern angeheuert haben, im Boot Camp gelandet. Einen Ausweg aus dieser Situation gibt es nur durch Gehorsam, Gefügigkeit und dem Beweis, dass man aus seinen Fehlern gelernt hat. Doch beinhaltet dies eine Art Gehirnwäsche, nach der man jedem Befehl widerstandslos Folge leistet und zugibt, vorher alles falsch gemacht zu haben und nun bedingungslos den Forderungen der Eltern Folge zu leisten. Ist doch klar, dass Connor sich dem nicht so einfach beugen möchte. Er widersetzt sich dem System, lehnt sich auf, hinterfragt vieles, und wird immer wieder bestraft, gefoltert, gequält. Letztlich scheint der letzte Ausweg die Flucht zu sein...

Alle anderen Charaktere, das heißt die Eltern, die Entführer, die anderen Kinder, die Aufseher, waren mir schreiend unsympathisch. Aber das lag allein an ihrer Rolle, die sie in diesem Spiel spielen mussten. Sie konnten mir einfach nicht sympathisch sein mit all ihrer Gewaltbereitschaft, die sie ausstrahlten. Nur wenige von ihnen zeigten Ansätze von Menschlichkeit, aber auch hier konnte ich keine Sympathien aufbringen, denn sie duldeten das System des Boot Camps aufgrund von nicht nachvollziehbaren Gründen.

Der Stil ist recht einfach und leicht zu lesen. Insgesamt hat mich das Buch während des Lesens nur zwei Stunden beschäftigt.

Aber es hallt lange nach und ich finde, dass es ein sehr wichtiges Buch, dass mit der Unterstützung eines guten Lehrers sicherlich auch in der Schule gelesen werden kann.

Besondere Authentizität erlangt das Buch durch sein Nachwort des Autors. Hierin berichtet dieser von der realen Situation bezüglich Boot Camps. Hier mal die wichtigsten und erschütterndsten Fakten zusammengefasst:

In Amerika gibt es ungefähr 50 bis 100 Boot Camps, aber auch auf den Philippinen, in Thailand oder der Karibik sind diese nicht selten.

In den vergangenen 20 Jahren sind circa 40 Menschen im Altern von 13 bis 17 Jahren in einem Boot Camp gestorben. Todesursache waren oft Vernachlässigung, Überanstrengung oder mangelhafte Ernährung.

Pro Jahr kostet die Unterbringung im Boot Camp bis zu 40 000 Dollar.

Die Aufenthaltsdauer in einem Boot Camp beträgt durchschnittlich ein bis drei Jahre.

Eltern heuern oft Transporteure an, also Entführer, die ihre Kinder dann in ein Boot Camp bringen.

Mein Fazit:
* * * * * *
Ein erschreckendes und beängstigendes Buch, aber auch ein sehr wichtiges und zeitloses Buch, das nicht übergangen werden sollte, sondern das immer wieder gelesen werden sollte.