Rezension

Das Ende war eine große Enttäuschung für mich

Ich bin dein Schicksal -

Ich bin dein Schicksal
von Kira Licht

Bewertet mit 3 Sternen

Erin ist etwas ganz Besonderes. Als einzige Person, die das Kindesalter bereits hinter sich gelassen hat, weiß sie, dass die Monster unter dem Bett von Kindern Wirklichkeit sind. Denn sie kann diese Monster sehen und nicht nur diese. Neben unserer Erde gibt es noch die Welt der Noctua, von uns Monster genannt. Diese Welt ernährt sich von der Angst der Menschen. Seit mehreren Jahren ist Erin mit Callahan, einem Alpha-Noctua, befreundet, bis er eines Tages spurlos verschwunden ist. Doch jetzt ist er wieder da und alles was er will, ist die Liebe von Erin gewinnen…

Kira Licht schafft es sehr schnell, mich mit ihrer atmosphärischen Erzählweise in die Geschichte zu ziehen. Die Autorin hat  eine interessante Welt geschaffen und lässt ihre große Fantasie bei der Ausgestaltung spielen. Das gefällt mir sehr. Obwohl die Noctua zu Beginn als harmlos dargestellt werden, finde ich sie gruselig und bin froh, dass es mir nicht möglich ist, sie zu sehen. Alleine die Vorstellung, dass es Wesen gibt, die mir meine Angst absaugen, löst eine Gänsehaut bei mir aus.

Die Welt, in der die Noctua leben, wenn sie nicht auf unserer Erde verweilen, ist mir zu grausam. Es ist eine autoritäre Welt, in der Hierarchien sehr wichtig sind und das militärische sehr präsent ist. Das findet sich in vielen Fantasiewelten wieder. So eine Parallelwelt bietet der Autorin viele Möglichkeiten, um Konflikte in die Geschichte einzubauen. Ich finde es jedoch schade, wenn diese Welten gefährlicher sind als unsere Erde und deshalb für mich als Alternativwelt nicht in Betracht kommen.

Insgesamt hat Erin mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Die Vergangenheit setzt ihr zu, die Gegenwart birgt mehrere Probleme und die Zukunft erscheint auch nicht in einem hellen Licht. Im Laufe der Geschichte tauchen auch kaum Lösungsmöglichkeiten auf. Es gibt eher immer weitere Verwicklungen.

Einfälle, um die Erzählung voranzutreiben, hat die Autorin auf jeden Fall. Die Ideen gefallen mir zum Teil sehr gut. Dadurch ergeben sich immer wieder Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Auch fallen Puzzleteile an ihren Platz und bestätigen mir meine Ideen. Beides finde ich sehr wichtig, um mich in einer Geschichte wohlzufühlen.

Teilweise finde ich die Szenen zu ausführlich beschrieben. Zum Beispiel, wenn die Autorin die Lost Places, in denen Erin filmt, sehr detailreich beschreibt. Das bremst die Geschichte aus und nimmt Tempo und Spannung aus der Erzählung. Besonders gestört hat es mich, wenn die ausführlichen Beschreibungen für die Gesamtgeschichte vollkommen unwichtig waren.

Hat mich das Buch insgesamt gut unterhalten, meine Neugierde entfacht und auch wachgehalten, so hat mich das Ende unfassbar enttäuscht. Dabei befindet sich eine der besten Szenen des ganzen Buches am Ende der Geschichte. Sie ist so bildlich geschildert, dass ich sie in all ihren Facetten und ihrer ganzen Bedrohlichkeit vor mir sehen und tief empfinden konnte. Aber inhaltlich hat mir der Schluss den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich empfinde das Ende als unstimmig und unlogisch – in mehrfacher Hinsicht. Ein Trick, der mich an billige Psychothriller denken lässt. Ob ich Teil 2 lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Autorin mein Vertrauen in die Geschichte und die Figuren wieder herstellen kann.