Rezension

Der (nicht) ganz normale Familienwahnsinn

Schau mir in die Augen, Audrey
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Das Leben in der Familie Turner wird von aktuellen Artikeln der „Daily Mail“ beherrscht, ohne die Mutter Anne keinen Tag sein kann. Ob Vitamin D, glutenfrei oder seit neuestem Computerspiele, alles kommt früher oder später dran. Und durch noch etwas anderes wird der Alltag der Familie Turner bestimmt, denn Tochter Audrey leidet unter einer sozialen Phobie und Angstzuständen, weshalb sie auch ununterbrochen, selbst zuhause, eine Sonnenbrille trägt, um niemanden in die Augen schauen zu müssen. Als Teil ihrer Therapie soll Audrey nun eine Dokumentation über ihre Familie drehen, aber auch Linus, ein Freund ihres Bruders, spielt eine immer wichtigere Rolle in Audreys Film bzw. Leben...

 

Meinung:

Dass Sophie Kinsella eine super Autorin von Chick-Lit Büchern ist brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen, aber mit „Schau mir in die Augen, Audrey“ hat sie auch bewiesen, dass sie durchaus auch tolle Bücher in anderen Genres schreiben kann. In diesem Fall ein Jugendbuch, das sowohl lustig ist als auch ein ernstes Thema behandelt.

 

Wie nicht anders von Sophie Kinsella gewohnt ist man wirklich ruckzuck durch, bei diesem Buch auch noch aufgrund der Tatsache, dass die Szenen, die Audrey filmt als Drehbuch dargestellt sind, was wirklich eine sehr schöne Idee ist wie ich finde.

 

Sophie spricht in diesem Buch mit Angststörungen ein ernstes und zunehmend wichtigeres Thema an und ich hoffe wirklich, dass es von der jüngeren Leserschaft, also der eigentlichen Zielgruppe, auch wirklich ernst genommen wird. Diesbezüglich bin ich aber guter Dinge, denn die Autorin schildert das Ganze auf eine sehr nachvollziehbare Weise.

 

Protagonistin Audrey erzählt ihre Geschichte selbst und zwar auf eine sehr schöne Art, fast so als ob die Leser neue Freunde von ihr wären, denen sie sich selbst und ihre Geschichte vorstellt. Auch wenn sie in ihrer derzeitigen Situation nicht in der Lage ist neue Freundschaften zu knüpfen (mit Ausnahme von Linus).

Eigentlich ist sie ein liebes, aufgewecktes und intelligentes Mädchen, wenn da nicht die Sache mit ihrer Angst wäre. Man erfährt, dass diese auf einem Vorfall mit mehreren Mädchen in der Schule beruht, allerdings nicht was genau passiert ist. Zunächst möchte man das natürlich wissen, aber irgendwann merkt man, dass es darum eigentlich gar nicht mehr geht, sondern darum wie Audrey Stück für Stück ihren Weg zurück ins normale Leben findet.

Außerdem habe ich ein Interview mit Sophie Kinsella (geführt von JoJo Moyes) gesehen und darin sagt sie, dass sie ganz bewusst nicht explizit geschildert hat was Audrey passiert ist, damit jeder, der selbst gemobbt wurde, sich seine eigene Geschichte reindenken kann. Ein sehr schönes Interview, schaut es euch doch mal an, hier der Link dazu :-)

https://www.youtube.com/watch?v=dq1yzoXvmes

 

Audreys Familie ist schon etwas durchgeknallt, aber normal ist ja auch langweilig :-) Angeführt wird die Bande von Mutter Anne und Vater Chris.

Die beiden halten zwar zusammen und wollen definitiv auch nur das Beste für ihre Kinder, aber Chris steht schon unter dem Pantoffel seiner Frau, sobald sich diese etwas in den Kopf gesetzt hat. Bzw. will Chris einfach Streit vermeiden, weshalb er seiner Frau der Einfachheit halber in so ziemlich allem Recht gibt.

Anne fand ich total verrückt und ihre Erziehungsmethoden fragwürdig bzw. übertrieben, zum Ende hin wurde das aber besser, denn sie hat sich etwas entspannt. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, dass sie einfach alles glaubt, was in der „Daily Mail“ geschrieben wird. Ohne sie wäre das Buch aber bei weitem nicht so unterhaltsam, insbesondere ihre Dialoge mit Frank haben es in sich. Die beiden sind wirklich zum Schießen komisch :-)

 

Audreys großer Bruder Frank ist ein gewiefter Fuchs, wirklich cool drauf und sowohl schlagfertig als auch witzig. Ich mochte ihn wirklich auf Anhieb. Er nimmt seine Schwester und ihre Krankheit ernst, steht ihr bei und behandelt sie aber nichtsdestotrotz ganz normal, was man ihm wirklich hoch anrechnen muss. Frank unterstützt Audrey wenn sie ihn braucht ohne sie in Watte zu packen, wie es ihre Eltern, insbesondere Anne, manchmal tun.

Zugegebenermaßen, er spielt viel Computer, aber ob er deshalb gleich süchtig ist wage ich zu bezweifeln. Außerdem beweist er im Laufe des Buches auch auf verschiedene Arten des Öfteren, dass sehr viel mehr in ihm steckt.

 

Felix, der 4-jährige Bruder von Audrey und Frank, ist wirklich total niedlich. Er ist der auch Einzige vor dem Audrey die Sonnenbrille abnehmen und mit dem sie Blickkontakt aufnehmen kann.

 

Und dann wäre da natürlich noch Linus. Er bemüht sich richtig um Audrey und die zarte Romanze, die sich zwischen den beiden, aufgrund der Umstände auf eine untraditionelle Weise entwickelt, ist wirklich unglaublich süß. Die Aktionen, die Linus sich für Audrey ausdenkt sind allesamt herzallerliebst. Außerdem fordert er sie und spornt sie an ihre Angst zu überwinden.

 

Fazit:

Ob Chick Lit oder Young Adult, Sophie Kinsella kann definitiv beides und liefert mit „Schau mir in die Augen, Audrey“ ein sehr lebendiges Buch ab, bei dem man ständig das Gefühl hat mitten drin dabei zu sein.

Ich fand das Buch große Klasse und echt sehr unterhaltsam, denn es ist einfach alles darin geboten. Von Drama über Humor bis hin zur ersten Liebe ist alles dabei.