Rezension

Der siebte Fall für Dezernat Q

Selfies
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

In einem Stadtpark von Kopenhagen wird die Leiche der älteren Dame aufgefunden, hinterrücks erschlagen. Der Fall erinnert an eine Sache, die vor vielen Jahren einer jungen Lehrerin passierte. Gleichzeitig werden junge Frauen von einem Unbekannten überfahren, doch was ist das Motiv? Und auch Rose, Carls Mitarbeiterin, hat im Moment so einiges zu verarbeiten und es scheint, als würde es ihr immer schlechter gehen. Carl, Assad und Gordon beginnen zu ermitteln und es scheint, als würden auch hier die Fäden irgendwo in die Vergangenheit führen.
Meine Meinung:
Wie bereits in seinen anderen Fällen gelingt Jussi Adler-Olsen der Einstieg in seinen Fall sehr gekonnt und neugierig machend und als Leser befindet man sich schnell mitten in der Geschichte. Der Schreibstil ist ohne Frage sehr fesselnd und mitreißend, wobei ich dieses Mal sagen muss, dass es in diesem Thriller die ein oder andere kleinere Länge gab. Trotzdem hat Adler-Olsen einfach das richtige Gespür für ungewöhnliche Fälle und das ist auch hier durchaus wieder gegeben und die Längen können auch einfach daran liegen, dass man an einen Adler-Olsen mit einem hohen Maß an Erwartungen rangeht. Ohne Frage hat er den Dreh raus, seinem Sprachstil das richtige Maß an leicht und flüssig zu geben und das ist einfach eine seiner ganz großen Stärken.
Die Spannung ist hier zum großen Teil recht hoch gehalten, was er immer wieder durch seine schnellen und auch häufigen Perspektivenwechsel und kurz gehaltenen Kapitel schafft. Was der Autor auf jeden Fall meisterlich beherrscht, sind die vielen losen Fäden, die er dann doch auf seine Weise miteinander verknüpft und aufeinander zuführt und diese zum Ende dann auch noch logisch miteinander verbindet.
Bisher hat Adler-Olsen immer mal wieder ein wenig den Finger erhoben und auf gesellschaftliche Missstände gezeigt, dies ist ihm auch hier recht gut gelungen in der Geschichte rund um die drei jungen Frauen Michelle, Denise und Jazmine. Diese drei glänzen in Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit, die Welt dreht sich nur um diese drei und arbeiten? Das können gerne die anderen, sie nehmen sich, ohne Rücksicht auf andere, was sie glauben, dass ihnen zustünde. Das eigentlich genaue Gegenpendant dazu bildet die Sozialarbeiterin Anne-Line Svendson, die immer gearbeitet hat, die nie etwas geschenkt bekam etc. Zwar gab es hier, gerade in den privaten Bereichen der Frauen, die ein oder andere Länge, die mir etwas den Lesefluss nahmen, doch trotzdem kam genau das alles sehr logisch und auch glaubhaft her, denn so fühlen sich doch viele heute, auf der einen Seite gibt es die Denises und auf der anderen Seite die Annelis. Auch die Entwicklung, die Anneli hier nimmt, fand ich sehr gelungen und glaubwürdig.
Richtig gut gefallen hat mir hier der Einblick in Roses Geschichte. Natürlich merkte man der jungen Frau in den vorherigen Bänden an, dass sie etwas verbirgt, das ihr psychisch durchaus zu schaffen macht. Nun bekommen wir darauf die Antworten und lassen Rose für mich einfach noch ein wenig greifbarer und menschlicher werden.
Assad bleibt nach wie vor der Geheimnisvolle, aber auch sehr clevere Ermittler, den ich mittlerweile sehr sympathisch finde. Wobei es auch bei ihm durchaus interessante Weiterentwicklungen gibt. Doch diese Entwicklungen habe ich auch bei Carl gefunden, zwar ist er immer noch ein sarkastischer Mensch, trotzdem hat er sich von seinem ersten Dezernat Q Fall bis hierhin verändert.
Zum Ende bleiben dann natürlich wieder einige persönliche Fragen offen, die den Leser auf eine spannende Fortsetzung hoffen lässt.
Mein Fazit:
Nachdem ich die letzten beiden Fällen des Dezernat Q's nicht ganz so gelungen fand, gibt es hier wieder eine deutliche Steigerung und für Fans des Autors ist es wieder eine gute Fortsetzung der Reihe. Die Charaktere des Dezernat Q sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und ich finde es sehr spannend, dass man nun auch mehr über die Vergangenheit erfährt. Ein Muss für alle Adler-Olsen Fans.