Rezension

Gewohnt unterhaltsam aber nicht der beste Fall der Reihe

Selfies
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sozialbetrug und seine tödliche Strafe

„Von überall her starrten Gesichter sie an: „Schlag das Kreuzzeichen über uns, wenn du dem Bösen den Weg versperren willst“, schrien sie.“

Inhalt

Nachdem die kompetente Mitarbeiterin Rose Knudsen ihre Arbeit im Sonderdezernat Q im Kellergeschoss der Kopenhagener Polizeistation niedergelegt hat und wutentbrannt davon gestürmt ist, droht durch eine falsche Übermittlung der Daten bald schon eine Stellenkürzung in der Abteilung, die sich mit längst vergangenen Fällen beschäftigt. Doch Carl Mørck und sein beherzter Kollege Assad wissen das zum Glück aufzuhalten, indem sie möglichst schnell Licht in verschüttete Fälle bringen. Doch diesmal stoßen sie auf eine interessante Verbindung zwischen einer aktuellen Unfallserie, die augenscheinlich das Werk eines Serienmörders ist, der junge, hübsche Frauen mitten auf der Straße zu Tode fährt und einem ungeheuerlichen Coup auf eine Diskothek, in der mehrere Tausend Kronen gestohlen wurden. Die Verbindung führt sie direkt in Roses Haus, zu deren Nachbarin und ihrer Familie. Doch Rose selbst kann nicht mehr mitwirken, denn sie wurde aus der psychiatrischen Klinik entlassen und in ihrer Wohnung findet sich ein Abschiedsbrief. Was wusste sie wirklich und wird das Sonderdezernat Q rechtzeitig kommen, um sie zu retten und den Täter dingfest zu machen?

Meinung

Auch in seinem 7.Fall ermittelt das Team um Carl Mørck auf gewohnt gewiefte und realitätsnahe Art und Weise, wie immer mit einer guten Prise Humor, die sich besonders in der Interaktion zwischen dem Vizepolizeikommissar und seinem ausländischen Teamkollegen zeigt. Das interessante an dieser Reihe sind gar nicht mehr die einzelnen Fälle und ihre Zusammenhänge, sondern in erster Linie die Hauptprotagonisten und deren bewegtes Leben. Mittlerweile fiebert der Leser regelrecht mit, wie es der akkuraten, schillernden Persönlichkeit Rose denn wirklich gehen wird und welche Leichen in ihrem Keller verborgen liegen.

Interessant finde ich hier auch den Aspekt, der sich diesmal darauf konzentriert die „Cold Cases“ der Vergangenheit mit den aktuellen Ermittlungen in Verbindung zu bringen und Parallelen zwischen Gestern und Heute aufzuzeigen. Allerdings bleibt Fall 7 etwas hinter meinen Erwartungen zurück, was daran liegt, das die Kerngeschichte eher stiefmütterlich behandelt und mit der Sensationsgier der Presse aufgehübscht wird. Das Verbrechen der Vergangenheit tritt zugunsten des aktuellen Geschehens in den Hintergrund, obwohl es mir andersherum besser gefallen hätte. Nichtsdestotrotz ereignen sich viele glückliche Zufälle und andererseits traurige Begebenheiten, die dem Gesamtkomplex nichts von seiner Besonderheit nehmen. So kämpft unsere liebgewonnene Rose um ihre Rehabilitierung, während der seit 11 Jahren gelähmte Hardy vielleicht endlich wieder ein Lebenszeichen in seinem tauben Körper spürt.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen Klassiker aus der Reihe um den Sonderermittler der dänischen Polizei Carl Mørck. Sicher nicht der spannendste der bisher erschienenen Bände aber doch eine gute Fortsetzung. Für Fans sicherlich kein Problem, wenn es auch mal etwas ruhiger zugeht und das Leben der Ermittler im Vordergrund steht, wer den Autor aber kennenlernen möchte, sollte zu einem der ersten Bände greifen, allein schon wegen der Chronologie der Ereignisse. Mir hat das Buch gut gefallen und ich erwarte die Fortsetzung gespannt.