Rezension

Die Löwin kämpft...

Die rote Löwin - Thomas Ziebula

Die rote Löwin
von Thomas Ziebula

Bewertet mit 4 Sternen

„Die rote Löwin“ von Thomas Ziebula hat mich sehr gut unterhalten und wahrlich beeindruckt. Obwohl das Buch für mich das erste Werk des Autors war, bin ich von seiner Schreibkunst überzeugt und werde mit Sicherheit weitere Bücher von ihm lesen.

Anno 1205: Nach der Ermordung ihrer Eltern, sind Rubina ( Runja ) und ihr Bruder auf sich allein gestellt. Beide verschlägt es nach Magdeburg, hier geraten sie in die Machenschaften des machthungrigen Domdekans Laurenz. Er sieht in Runja die einmalige Gelegenheit, seinen Rivalen Pirmin auszuschalten. Denn Runja sieht seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich. Während er ihren Bruder als Geisel hält, zwingt Laurenz Runja in den Orden der Vollstrecker, wo sie ungewollt zur Mörderin ausgebildet wird. Doch das Schicksal möchte es nicht anders, sie verliebt sich in Pirmin. Doch nun muss sie sich zwischen dem Leben ihres Bruders und dem ihres Geliebten entscheiden.

Schon die ersten Seiten beweisen das Geschick und die Mühe des Autors, historische Gegebenheiten, akribisch und lebensecht niederzuschreiben. Sofort ist man in der Geschichte gefangen und kann nicht aufhören zu lesen. Denn sehr temporeich verfolgt man die Gegebenheiten um Runja und ihrem Bruder Waldmar. Nach dem Tod ihrer Eltern machen sich beide auf den beschwerlichen Weg nach Magdeburg. Sie schwören sich ewige Treue, bis in den Tod. Doch nach dem Überfall der Wenden, geraten sie in Magdeburg, in die Fänge von Laurenz. Macht und Gier, treiben Laurenz zu einem perfiden Plan, um endlich den Bischofstuhl besteigen zu können. 

Das Buch ist in drei weitere Bücher unterteilt. Zu Beginn wird die Handlung aus der Perspektive von Runja und Laurenz geschildert. Zunehmend verwoben sich die Perspektiven und ergeben schlussendlich ein stimmiges Gesamtbild. 
Die Charaktere sind sehr authentisch und menschlich dargestellt. Als Leser kann man sich genau in Runjas Gefühlswelt einfinden. Ihre Gefühle bestehen größtenteils aus Rache und Zorn, da sie ihre Familie rächen möchte. Im Mittelteil des Buches jedoch, empfinde ich Runja als gnadenlose Kampfmaschine. Sie wirkt gefühlskalt, beinahe wahnsinnig. Doch die Liebe zu Pirmin lässt sie zum Ende hin, wieder zu sich selbst und auch wieder sympathischer wirken.
Laurenz giert nach Macht. Hierbei spinnt er Intrigen und zieht seine Fäden aus dem Hintergrund. Auch seine perfiden Gedanken und Ausführungen treiben den Leser zum Fluchen. 

Thomas Ziebula warnt im Vorfeld nicht umsonst, dass dieses Buch nichts für zarte Gemüter ist. Die Düsterheit und Grausamkeit des frühen Mittelalters wird kompromisslos aufs Papier gebracht. Diese historischen Klarheiten faszinierten mich, schreckten mich aber auch ab. 
Der Schreibstil ist unheimlich flüssig zu lesen. Es gibt kaum Ausschmückungen, daher schreitet der Plot rasch voran. Durch diese Schnelligkeit des Lesens, fehlte es mir etwas an Intensität. Ich muss gestehen, das mir das Buch außerordentlich gut gfällt, bin aber davon überzeugt, das es mir durch den rasanten Stil, nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, was ich sehr Schade finde.

„Die rote Löwin“ ist ein rasanter, spannender und düsterer historischer Roman, der mich durch seine unverblümte Klarheit, überzeugen konnte. Mit diesem Roman hat Herr Ziebula definitiv einen Fan mehr gewonnen.