Rezension

"Die Online-Omi muss in Reha" (Buchuntertitel)

Das bisschen Hüfte, meine Güte - Renate Bergmann

Das bisschen Hüfte, meine Güte
von Renate Bergmann

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Online-Omi muss in Reha" (Buchuntertitel)

Inhalt:
Renate Bergmann ist eine rüstige 82-jährige Rentnerin.
Auf einer Hochzeitsfeier stürzt sie beim Ausweichen des geworfenen Brautstraußes; im Krankenhaus wird ihre Hüfte operiert und anschließend muss sie auf Reha.

Meine Meinung:
Die Idee der fiktiven Rentnerin Renate Bergmann finde ich sehr gut.
Und der Autor hat diese Aufgabe hervorragend umgesetzt.
Die Art und Weise, wie er Renate von sich und ihren Erlebnissen erzählen lässt wirkt sehr authentisch:
Sie erzählt und schweift ab, erzählt von früher und erzählt dann wieder da weiter, wo sie vorher war.
Und jedem tut sie ihre Meinung kund, egal, ob derjenige sie hören will oder nicht.
Als Leser hat man den Eindruck, dass man wirklich eine nette, eigensinnige (im positiven Sinne), ältere Dame vor sich hätte.
Oft musste ich schmunzeln und habe fast permanent gedanklich den Vergleich mit meiner Oma gezogen.

Ich glaube, so manche "Lebensweisheiten" vo früher haben immer noch ihre Gültigkeit; und wahrscheinlich wäre es kein Schaden, sich auf Manches wieder zu besinnen.

Der Humor kommt dabei nicht zu kurz, denn der Autor nutzt natürlich die Gelegenheit, um so manche moderne Lebensart / Alltäglichkeit / Normalität auf die Schippe zu nehmen.

Beispiel im Krankenhaus vor ihrer Hüftoperation:
"Ich musste dann wohl einem halben Dutzend Ärzten und Schwestern erzählen, wann ich zuletzt gegessen hatte, was es war und wie ich mich fühlte. Und wann ich Stuhlgang gehabt hatte. Die Ärzte sprachen meist nur gebrochen Deutsch. Die kennen sich schon aus, ja sicher, da mache ich mir keine Sorgen. Aber ob sie immer alles so richtig verstehen? Ob die wissen, dass es bei mir die Hüfte ist und nicht die Bandscheibe? Ich kam gar nicht zur Ruhe. Die Engländer zum Beispiel fahren mit dem Auto auch alle auf der falschen Seite. Die wissen gar nicht, wo links und rechts ist. Ich habe deshalb zur Sicherheit mit dem Kuli die richtige Hüfte markiert und einen Pfeil drangemacht. Danach war ich beruhigt. Man liest ja so oft, dass sie die falsche Seite aufschneiden oder das falsche Bein amputieren ... nee, das passiert einer Renate Bergmann nicht, da passt sie auf! Man muss ja als Patient immer auch ein bisschen mitdenken. Ich helfe, wo ich kann." (S. 99)