Rezension

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Großer Lesespaß

Das bisschen Hüfte, meine Güte - Renate Bergmann

Das bisschen Hüfte, meine Güte
von Renate Bergmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Renate hat es wieder getan: ein weiteres Buch der „robusten“ vierfachen Witwe lag heute im Briefkasten und beanspruchte gleich meine Zeit. Meinen Haushalt vernachlässigend wie die Berber lud ich sie auf einen rückenfreundlichen Stuhl und einen Tee ein. Sie hat mich nicht enttäuscht! Besserwisserisch, nein, altersweise und charmant bot sie Perlen ihrer Lebensweisheiten an. Wie stets originell und unterhaltsam, großer Lesespaß.

Eine Renate Bergmann wird nicht langweilig! Das sind nur die Anderen, die 70-jährigen jungen Dinger zum Beispiel, die immer ungefragt über ihre Krankheiten jammern. Ihr Großneffe Stefan ist zwar nicht langweilig, nein, ein feiner Juge, der ihr immer mit dem Tomatentelefon hilft, aber eine Freundin hat er noch nicht. Ihm muß geholfen werden. Wie? Renate fragt mal beim Fernsehen nach und hilft tatkräftig bei der haushalttauglichen Erziehung der Glücklichen. Von einer Frau Bergmann kann man viel lernen, schließlich besuchte sie die Bräuteschule, jawohl. Pflaumen werden vor dem Backen nicht gewaschen!

In der Reha: nervige Krankenschwestern wie die Sabine ( eine von denen heißt immer so..., wozu also Namen merken) werden zur Ballsuche ins dichteste Gestrüpp gescheucht. Herrlich! Dauer hihi auf meiner Couch.Die Gewöhnung an die neue Hüfte hat Renate sehr gut gemeistert, mit eigener Bett- und Nachtwäsche zwar, aber ansonsten ziemlich brav, man weiß ja nie, was in die Akten kommt. Viel Besuch, ein kleiner Flirt, aktuelle Bezüge...schön beschrieben. Die Unterscheidung der Kur-, nein, der Rehamitmacher in Hüfte, Bandscheiben und Zucker finde ich originell. Begleitet von kleinen Bosheiten ( Wasser auf die Matratze, eine Gummieinlage ist ja wohl eine Frechheit) spricht Renate auch Dinge an, die wirklich verbesserungsbedürftig sind: bei älteren Patienten sollten andere Ernährungsschwerpunkte gesetzt werden, weder unkaubare Rohkostmengen noch endlos viel Flüssigkeit sind angemessen. Nachdenkenswert für Leute, die entsprechende Vorgaben anordnen.

Einige Längen im Buch sind wohl unvermeidlich, auch die Glaubwürdigkeit dieser vorgeblich 82-jährigen ( ja, ich weiß, dass sie nicht echt ist) leidet ein wenig. Insgesamt hatte ich aber viel Spaß beim Lesen und hoffe auf Fortsetzung.