Rezension

Renate ist wieder los

Das bisschen Hüfte, meine Güte - Renate Bergmann

Das bisschen Hüfte, meine Güte
von Renate Bergmann

Da ich schon den ersten Band über Renate Bergmann mit Vergnügen verschlungen habe, hatte ich entsprechend hohe Erwartungen an “Das bisschen Hüfte, meine Güte”. Diese wurden zum Teil bestätigt, aber auch ein wenig enttäuscht. Gut fand ich nach wie vor die manchmal etwas ruppige, aber meistens herzliche Renate Bergmann mit ihren vier toten Ehemännern, den Gießgemeinschaften, ihre Selbstgerechtigkeit, weil sie doch schon einiges erlebt und bewältigt hat, ihre schonungslose Art über Freunde aber auch Unbekannte zu urteilen und ihren Hang zum Korn hier und da. Vor allem aber, wie sie immerwährend auf ihrem “Tomatentelefon” rumtippt und ihre Umwelt über ihren Alltag informiert. Wie im ersten Band mochte ich Renate manchmal und an anderen Stellen eben nicht. Aber das macht sie und ihre Denkweise nicht weniger liebenswert.

Was mich schon etwas gestört hat, war der immer gleiche Stil, der sich ab und an auf den Erfolgen der Reihe auszuruhen scheint. Was beim ersten Band noch sympatisch war, wirkt nun immer öfter etwas ausgeleiert bzw. nutzt sich ab. So werden viele Dinge wiederholt, Renate schweift beim Erzählen immer öfter und länger ab. Klar, es soll die Erzählung einer Oma simulieren, aber wenn man es zu oft tut, ist es nicht mehr so witzig und charmant –  und das Buch soll ja nun ein humorvolles sein, auch wenn es natürlich auch auf Umstände hinweist und auch kritisiert. Man versteht nach dem Lesen ein Stück weit besser den Alltag und die Probleme von älteren Menschen, die Krieg, Teilung, Hunger und Tod miterlebt haben und dadurch ganz anders gewachsen sind.

Trotzdem hat mir das Lesen eine Idee weniger Spaß gemacht, z.B. auch durch den übertriebenen Willen auf lustig zu machen. Das “Tomatentelefon” und der “Gockel” oder “Fäcebook” waren vielleicht noch lustig, aber wenn Renate jetzt quasi jedes Fremdwort falsch ausspricht, dann kann ich mir das nun auch wieder nicht vorstellen. Irgendwann muss sie doch auch mal einen Glückstreffer haben, v.a. bei Begriffen, die mit dem Älterwerden zu tun haben. Der Toyota ist ein Kojota, die OP eine Ohpee, dann gibt es noch Phüsietherapie, Händi, Zänter oder Diedschee (DJ). Dass sie eigentlich jedes Fremdwort (bis auf Halloween) falsch ausspricht, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Denn wer jeden Tag das Handy in der Hand hat und das Facebook-Logo sieht …

Naja, jedenfalls ein angenehmer Zeitvertreib, auch wenn mir lieber wäre, es wären eine Idee weniger Übertreibungen und Ausschweifungen. Ich bin dennoch gespannt auf den nächsten Teil, denn Renate hat bestimmt noch einiges zu erzählen!