Rezension

Durchwegs spannend

Rotwild - Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson

Rotwild
von Roman Voosen Kerstin Signe Danielsson

Inhalt

Der malerische und leise Anfang dieses Krimis, der den Leser in einen wunderschönen, ruhigen Morgen ins ländliche Småland führt, ist sehr trügerisch. Ein Toter wird im Wald gefunden, wobei der Fundort sehr pikant ist. In dem Bereich des Waldes findet ein 3D-Jagd-Parcours statt, anlässlich des Jahrestreffens für historisches Bogenschießen. Da die Leiche von mehreren Pfeilen durchbohrt ist, sind die Teilnehmer des Jahrestreffens alle erstmal verdächtig. Man muss sich das Treffen etwas wie ein „Who is Who“ einer Mittelalter- und Fantasyconvention vorstellen. Die Mitglieder sind mit historischen Kostümen verkleidet, was angesichts des Verbrechens für eine sehr besondere Stimmung sorgt. Weitere ähnlich brutale Morde und seltsame Zeichen an einer Kirche und einer Bank lassen einen religiös motivierten Hintergrund vermuten. Da das erste Opfer politisch sehr engagiert war, lässt sich auch ein politischer Hintergrund vermuten. Die Ausgangslange ist somit sehr spannend, mehr zu verraten, wäre zuviel.

 

Meine Meinung

Stina Forss ist in Schweden aufgewachsen und hat danach viele Jahre in Berlin gelebt, wo sie bei der Mordkommission des Bundeskriminalamtes viel Erfahrung sammeln konnte. Sie hat aufgrund ihrer Herkunft schon einiges gemein mit den Autoren. Als Ermittlerin ist sie sehr unkonventionell, reagiert oft impulsiv und schießt auch mal über das Ziel hinaus. Die andere Hauptfigur, Ingrid Nyström ist eine sehr erfahrene Polizistin, die vor Kurzen zur Leiterin der Abteilung geworden ist. Sie hat eine Familie mit bereits erwachsenen Töchtern und ihr Mann ist Pastor, was hin und wieder recht interessante Situationen ergibt.

Weiter sind noch zahlreiche weitere Ermittler mit im Team, deren Privatleben ebenfalls eine gewisse Rolle spielt und weiter vorangetrieben wird. Für Leser, die den Vorgängerband „Später Frost“ nicht kennen, sind die Figuren sorgfältig genug eingeführt, so dass das Verständnis nicht darunter leidet. Den vollen Lesegenuss hat man aber natürlich, wenn man die Bände in der richtigen Reihenfolge liest.

Inhaltlich empfand ich diesen Krimi als sehr spannend. Es kommt sehr viel klassische Polizeiarbeit vor, die einem zum Miträtseln und mit Hilfe des Internets Mitermitteln anregt. In welche Richtung der Inhalt geht, möchte ich nicht näher ausführen.

Wie so oft, ist auch dieser Krimi mit einem Prolog und einem Epilog ausgestattet. Den Prolog kann man erst ganz zum Schluss deuten, und ich finde dieses stilistische Mittel ist diesmal wirklich gelungen eingesetzt, weil es den Krimi noch mal sehr schön abrundet. Etwas schade fand ich, dass die Spannung, die von Anfang an da ist, und im Laufe der Ermittlungen noch deutlich zulegt, durch ein zu abruptes Ende für mich etwas lautlos verpufft. Die durchwegs stimmigen Ermittlungsergebnisse werden dem Leser in wenigen Gesprächen auf den Silbertablett serviert. Da hätte ich gerne noch etwas länger mitgefiebert, dafür hätte ich nicht zwingend so detailliert wissen müssen, wie die einzelnen Hauptfiguren Mittsommer feiern.

Sprachlich ist der Krimi eher einfach, aber durchaus angenehm und flüssig zu lesen. Dass er aus der Feder zweier Autoren stammt, habe ich an keiner Stelle feststellen können. Zumindest im Schreibstil sind keine Brüche erkennbar und ich habe das Buch auch nicht als „seelenlos“ empfunden, wie mir das auch schon bei Büchern von Autorenduos vorgekommen ist.

 

Mein Fazit

Wer gerne spannende Skandinavienkrimis liest und auch gerne in das Privatleben von Ermittlern eintaucht, der wird an „Rotwild“ bestimmt Freude haben. Sehr sensiblen Lesern empfehle ich das Buch aufgrund einiger recht drastischer Schilderungen jedoch nicht. Von mir erhält dieses Buch eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.