Rezension

Eine große Enttäuschung

Verpissimo! Ein Sommer in Italien - Anna Gold

Verpissimo! Ein Sommer in Italien
von Anna Gold

Bewertet mit 0.5 Sternen

Die Ich-Erzählerin Dana jammert über ihren langweiligen Job im Ministerium, in dem sie von ihrer Vorgesetzten gegängelt wird, über ihre verfahrene Beziehung zum hässlichen Muttersöhnchen Mickey und seiner diktatorischen und sadistischen Mutter, während ihre beste Freundin Mel, ein etwas naives und heuschnupfengeplagtes Blondchen und "schicke Cheftippse eines Münchener Großkonzerns" (Originalzitat) Angst hat, dass ihr Freund Klaus, ein Bauer und Naturbursche, sich jederzeit eine andere, schönere Frau angeln könnte (obwohl natürlich Dana betont, so eine Frau gäbe es gar nicht).

Die Lösung erscheint sehr plötzlich: ein Kollege von Dana schwärmt vom Piemont und während Mickey Dana erzählt, dass er für ein halbes Jahr mit seiner Mutter in die USA geht, beschließt diese, nach Italien auszuwandern. Als Mel daraufhin plötzlich eine große Erbschaft macht, kauft sie ein Haus im Piemont (natürlich ohne vorige Besichtigung) und unter halbmafiösen Umständen.

Als sie in Italien ankommen, warten ein greiser stinkender alter Vorbesitzer und sein überaus schnuckeliger Adonis-Sohn auf die beiden Damen...

Was hier zusammengefasst schon recht seltsam als Inhalt anmutet, wird im Buch sehr ausgeschmückt erzählt, mit vielen kleinen Witzchen und Andeutungen, die bei mir allesamt leider nicht gezündet haben. Sie waren mir schlichtweg zu platt und unkreativ.

Die Figuren sind gnadenlos überzeichnet, aber nicht so, dass es schon wieder irgendwie witzig oder zynisch ist, sondern ich habe mich eigentlich durchgängig über die beiden Hauptfiguren Dana und Mel aufgeregt, die als stereotype, kleine, doofe, oberflächliche, naive Tussen daherkommen. Auch die anderen Charaktere, Muttersöhnchen und Mutter, aber auch die Italiener, sind mir einfach zu extrem, zu flach und klischeehaft geraten. (Ihre recht spontane charakterliche Umwandlung zum Guten war mir dann ebenfalls zu unrealistisch und überzogen).

In der Handlung wird ebenfalls viel mit Vorurteilen und Klischees gearbeitet. So wurde der Tripp nach Italien eher ein Tripp in langweilige und absurde Gemeinplätze.

Insgesamt war dieses Buch eine große Enttäuschung für mich, da ich mich auf einen witzigen Italo-Tripp mit zwei Frauen, die ihr Leben umkrempeln wollen, gefreut hatte. Leider taugten die beiden Hauptfiguren dazu überhaupt nicht und auch Italien kam in diesem Buch nur als Bühne und als Brutstätte für skurile und widerwärtige Nebenfiguren vor (da ich Italien und die Italiener sehr schätze, war das teilweise wirklich sehr schwer zu ertragen). Sehr schade und für mich vergeudete Lesezeit.

Kommentare

Anchesenamun kommentierte am 29. Juni 2014 um 21:52

Ich kann mich deiner Rezi nur anschließend. V. a. wie die Italiener dargestellt wurden, fand ich total daneben. Vom Land hat man gar nichts mitbekommen, das hätte auch im Sauerland stattfinden können.