Rezension

Eine junge Frau setzt sich durch

Wunder gibt es immer wieder -

Wunder gibt es immer wieder
von Beate Sauer

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihr Vater hatte es sich jedoch in den Kopf gesetzt, mit der ganzen Familie dort zu erscheinen und wie immer hatte sich alles seinen Wünschen unterzuordnen. Eva schluckte schwer...“

 

Der Prolog spielt im Jahre 1953. Eva hatte sich so auf das Wiedersehen mit ihrer Cousine gefreut und sich dafür extra ein Kleid genäht. Doch nun muss sie verzichten. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Die Autorin hat einen bewegenden und gut recherchierten Roman geschrieben, der das Leben im Jahre 1955 nachzeichnet. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen Er passt sich den Zeitverhältnissen an.

Eva ist eine selbstbewusste junge Dame. Doch solange sie nicht volljährig ist, bestimmt ihr Vater, was geschieht. Eine Lehre als Schneiderin hat er abgelehnt. Ihren Wunsch, Kostümbildnerin zu werden, hält er für ein besseres Hobby. Eva musste Sekretärin gelernt.

Eva hat ihre Mutter dafür bewundert, wie die im und nach dem Krieg die Familie mit den drei Töchtern durchgebracht hatte. Doch die Zeiten sind vorbei.

 

„...Seit der Vater vor drei Jahren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückgekehrt war, hatte die Mutter ihre Selbstständigkeit jedoch wieder verloren – fast wie ein Schmetterling, der sich in eine Raupe zurückverwandelt hatte,...“

 

Als Eva 1955 ihre Cousine endlich in Österreich besucht, lernt kommt gerade zurecht zu den Filmaufnahmen von Sissi. Dabei lernt sie die Kostümbildnerin Gerdago kennen. Die erkennt Evas Talent und vermittelt ihr eine Möglichkeit in München zum Hospitieren.

Doch ihr ehrgeiziger Vater erhält in Bonn eine Stelle beim Fernsehen. Natürlich muss die Familie mit. Er tut alles, um Evas Pläne zu zerschlagen.

 

„...jedes andere Mädchen hätte sich die Finger danach geleckt, eine Stelle als Sekretärin bei einem Fernsehsender zu bekommen. Ich verstehe sie wirklich nicht. Sie sollte mir dankbar sein...“

 

Ist sie aber nicht! Sie möchte das Leben nach ihren Vorstellungen gestalten und nicht nach denen ihres Vaters.

An Evas Seite erlebe ich nicht nur die Filmaufnahmen zu Sissi. Ich erhalte auch einen Einblick in die ersten Jahre des Fernsehens. Fernsehshows wie „Wer bin ich?“ oder die Peter – Frankenfeld – Show waren damals sehr gefragt. Auch am Bundespresseball darf ich teilnehmen und die Garderobe der Damen bewundern.

Dann lernt Eva den Journalisten Paul kennen. Anfangs steht sie ihm sehr ablehnend gegenüber. Doch das sollt sich ändern. Wird er aber akzeptieren, dass sie ihren eigenen Weg gehen will?

Ein inhaltsreiches Nachwort trennt Fiktion und Realität.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erlaubt einen Einblick in die 50er Jahre mit deren verschiedenen Facetten.