Rezension

Gib deine Träume niemals auf

Wunder gibt es immer wieder -

Wunder gibt es immer wieder
von Beate Sauer

Bewertet mit 5 Sternen

Der Traum der 17-jährigen Eva Vordemfelde ist es Kostümbildnerin zu werden. Bei einem Besuch am Fuschlsee im Salzkammergut, wo ihre Cousine Margit als Hauswirtschafterin in einem renommierten Hotel arbeitet, lernt sie zufällig die bekannte Kostümbildnerin Gerdago kennen. Die schaut sich sogar Evas Entwürfe an, erkennt das Potential und Talent, das in Eva steckt und empfiehlt sie an ihren Kollegen Heiner Palzer in München. Ihr stockkonservativer, karrierebezogener Vater Axel, der von dieser „Spinnerei“ absolut nichts wissen will, vermittelt seiner Tochter nach dem plötzlichen Umzug nach Bonn einen Arbeitsplatz beim WDR als Sekretärin und tut alles, dass Eva fast den Glauben an sich selbst verliert. Eva lernt den Journalisten Paul Voss kennen und bald auch lieben, der sie in ihrem Vorhaben tatkräftig unterstützt.
Wird es Eva gelingen ihren Traum doch noch leben zu können? Das müsst ihr in diesem tollen Buch schon selbst lesen.

Mit ihrem offenen, leichten und fesselnden Erzählstil hat mich Autorin Beate Sauer ganz schnell in die Geschichte hineingezogen. Eva habe ich vom ersten Kennenlernen an sehr gemocht. Sie ist eine pflichtbewusste, eigenständige junge Frau, die sich ihren Traum auch durch Lügen und Intrigen nicht ausreden lässt. Mir hat es sehr imponiert, wie sie sich gerade ihrem Vater entgegen stellt und sogar er sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen kann. Eva ist ganz auf sich allein gestellt, denn von ihrer Mutter Annemie bekommt sie anfangs keine Rückendeckung. Nur Paul, den sie zuerst gar nicht mag, was sich aber schnell ändert, steht ihr in allem, was sie tut fest zur Seite und hält zu ihr.

Die 544 Seiten des Romans sind in 3 Teile mit insgesamt 21 Kapitel gegliedert. Ich streife mit Eva durch München, wo sie im Stadtteil Pasing mit ihrem Vater Alex, Mutter Annemie und den Zwillingen Franzi und Lilly wohnt. Ich bin bei ihrem ungewollten Umzug nach Bonn dabei, besuche mit ihr den Bundespresseball und bekomme durch sie und ihren Vater einen guten Einblick in die politischen und sozialen Verhältnisse der 1950er Jahre in Westdeutschland. Zu einer Zeit, wo das Fernsehen in die deutschen Wohnzimmer Einzug gehalten hat und sich die Medienlandschaft dadurch verändert.

Wenn die Rede von den Kostümen ist, die Eva entwirft, schaltet sich mein Kopfkino an und ich sehe sie direkt vor mir. Überhaupt schickt mir die Geschichte so viele wundervolle Bilder, die ich versuche alle in meinem Kopf abzuspeichern.

Sehr gut gefällt mir die Rolle der Mutter Annemie. Steht sie in der ersten Zeit wie ein wertvolles Anhängsel voll hinter ihrem Mann, wird sie im Laufe der Geschichte immer mutiger und widersetzt sich auch mal. Ihre Veränderung hin zu einer eigenständigen Frau, die keine Erwartungen mehr erfüllen will und die sie während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahre war, fand ich richtig klasse.

Ich hätte noch stundenlang weiter lesen können.

Mir hat der Auftakt zu dieser neuen Romanreihe „Die Fernsehschwestern“-Saga sehr gut gefallen. Nun bin ich gespannt, wie es auf dem Lebensweg von Eva Vordemfelde weiter geht.