Rezension

Träume sollte man leben - schau nach vorn und gib nicht auf!

Wunder gibt es immer wieder -

Wunder gibt es immer wieder
von Beate Sauer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Roman "Wunder gibt es immer wieder" ist der Auftakt zur Familiensaga "Die Fernsehschwestern" der Autorin Beate Sauer. Er spielt in den 50er Jahren, wo das Fernsehen langsam seinen Einzug hält. Nicht jeder kann sich aber einen leisten.
In München lebt die Familie Vordemfelde. Der Vater arbeitet als Journalist beim Münchner Abend und war gerade zurück von der Reise mit Adenauer nach Moskau. Axel Vordemfelde bedauert noch immer seinen Entschluß, dass er 1941 von Berlin nach München gezogen war. Die damalige Stelle hatte ihn nicht davor bewahrt, dass er Soldat wurde und in Kriegsgefangenschaft kam. Nun war er schon einige Jahre wieder daheim. In der schweren Zeit musste seine Frau den Rest der Familie, drei Töchter, durchbringen. Das hatte sie geprägt. Doch leider wurde sie wieder zu einer anderen, als der Mann wieder kam. Sehr zum Bedauern von Eva, der Ältesten. Denn sie wußte, wie stark ihre Mutter sein konnte. Da erhält Axel das Angebot, zum NWDR Bonn als leitender politischer Redakteur zu wechseln. Das war es, sein Traum, am Puls der Zeit zu arbeiten. Die Belange seiner Familie hatten für ihn keine Priorität. Im Vordergrund stand seine Karriere. Jedwede Diskussion über den Umzug wurde unterbunden. Doch die 17jährige Eva hatte ihre eigene Vorstellung vom weiteren Leben. Sie war künstlerisch sehr begabt und wollte Kostümbildnerin werden. Im Urlaub bei der Cousine konnte sie als Komparsin bei dem Film "Sissi" mitwirken. Ebenso machte sie die Bekanntschaft von Gerdago, der bekannten Kostümbildnerin. Die war von ihrem Talent angetan und gab ihr ein Empfehlungschreiben für ein Theater in München mit. Dort sollte sie sich vorstellen. Wieder einmal gerät Eva mit dem Vater aneinander. Durch seine Intrige platzt der Traum in München.
Die Art und Weise, wie der Vater die Familie beherrscht, zieht sich durch die ganze Handlung. Innerlich ist mir oft die Hutschnur geplatzt und ich wäre am liebsten dazwischen gegangen.
Zum Umzug gönnt der Vater der Familie einen Fernseher. Aber wehe, es störte ihn jemand am Sonntag bei seiner Lieblingssendung. Die Mutter entsprach dem damaligen Bild der Frau: Die Frau gehört zu Kind und Herd. Aber Annemie hat ein Geheimnis.
Das Medium Fernsehen zeigt die ersten Unterhaltungssendungen, wie z. B. mit Peter Frankenfeld.
Eingebungen in die Handlung Themen wie der Beginn des Fernsehens, aber auch wie ein Film entsteht mit allem Drum und Dran, zur damaligen Zeit ein immenser Aufwand. Und mittendrin Eva, eine Protagonistin, die sich nicht knechten lässt von ihrem Vater, ihm immer wieder die Stirn bot. Bei allen Steinen, die ihr in den Weg gelegt werden, hat sie sich nicht von ihrem Berufstraum Kostümbildnerin zu werden, abbringen lassen. Hier erlebt man lebendig und interessante Geschichte. Zu Beginn wird über die Fernsehübertragung zur Krönungszeremonie Queen Elizabeth II berichtet. Damals halt in Schwarz-Weiß. Vor wenigen Monaten konnte man im Nachruf diese Bilder im TV sehen.
Es sind die Anfänge der jungen Bundesrepublik, aber auch die einzelnen Handlungsorte, wie z. B. das Schreibbüro, sind vorstellbar geschrieben. Und eine Liebesgeschichte darf auch nicht fehlen.
Ich gebe gern meine Leseempfehlung.