Rezension

eine Reise nach Indien

Die Reise des Elefantengottes - Beate Rösler

Die Reise des Elefantengottes
von Beate Rösler

Bewertet mit 4 Sternen

In Beate Röslers Debütroman "Die Reise des Elefantengottes" stehen zwei starke Frauen im Mittelpunkt. Asha und ihre Tochter Priyanka. Im Jahr 1968 verlässt die Inderin Asha Hals über Kopf ihr Land und begleitet den Deutschen Karl nach Berlin. Die beiden heiraten, bekommen eine Tochter, Priyanka. Als Karl viel zu früh stirbt lässt er seine gebrochene Frau zurück, Priyanka muss schnell erwachsen werden und sich um die depressive Mutter kümmern, die sich vom Leben abkapselt. Inzwischen ist Priyanka 39 Jahre alt, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Als sie von ihrem Mann Marc eine Reise nach Indien in das Heimatland ihrer Mutter zum Geburtstag geschenkt bekommt, ist sie sich erst nicht sicher, ob sie die Reise antreten soll. Sie möchte ihre Mutter nicht verletzen, die um ihre Flucht aus Indien bis heute ein großes Geheimnis gemacht hat und beharrlich schweigt. Nach reiflichen Überlegungen tritt Priyanka die Reise an und betritt eine für sie so fremde, aber faszinierende Welt.

Die Geschichte wird überwiegend aus Priyankas Sicht erzählt, immer wieder gibt es auch Kapitel aus Ashas Sicht, sowohl in der Gegenwart als auch aus der Vergangenheit. So erfährt man neben der eigentlichen Handlung nach und nach mehr über Asha und wie schwer die Eingewöhnung für sie in Deutschland war. Asha hatte Probleme sich in einer Welt zurechtzufinden, deren gesellschaftliche und moralische Aspekte so ganz anders als in Indien waren. Ich konnte Ashas "Kulturschock" sehr gut nachvollziehen, da die Autorin sehr intensiv darauf eingeht und sich des Themas mit viel Sensibilität annimmt.

Die eigentliche Hauptperson ist allerdings Priyanka, deren Leben festgefahren scheint. Ihr Sohn ist erwachsen, die Beziehung zu ihrem Mann erkaltet, die letzten Jahre hatten die beiden eher nebeneinander her gelebt als miteinander. Für Marc geht sein Restaurant über alles, Priyanka musste viel zu oft zurückstecken. Man merkt deutlich wie sie in Indien aufblüht, ihren Urlaub verlängert und dort einen neuen Lebensinhalt findet, der sie ausfüllt. Langsam entdeckt sie, dass ihre Mutter über ihre Familie aus Indien nicht die Wahrheit gesagt hat, sie beschließt ihre Verwandten anhand eines alten Familienfotos zu suchen.

Beate Rösler hat hier sehr gut recherchiert, neben einigen geschichtlichen Details die für mich vollkommen neu waren lässt sie das bunte Leben in Indien und die fremde Kultur vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen. Die Geschichte hat eine unterschwellige Spannung, da man als Leser weiß, dass es ein Geheimnis in Ashas Leben gibt und das natürlich erfahren möchte. Als die Handlung in Indien spielt nimmt die Spannung  beständig zu. Neben dem eigentlichen Handlungsstrang gibt es noch einen anderen der sich hochspannend entwickelt, auf den ich hier aber nicht näher eingehe um nicht zu viel zu verraten.

Priyanka ist eine starke und mutige Frau, auf der Suche nach der Wahrheit und sich selbst. Sie war mir sympathisch, ist eine tolle Protagonistin und ich konnte mit ihr mitfiebern. Priyanka lernt in Indien viele Menschen kennen, von denen ein jeder seine eigene Geschichte  hat. Sie reift durch die neuen Erfahrungen und entwickelt sich weiter.

Fazit: Mich hat die Geschichte berührt, ich konnte bei der Lektüre in eine andere, fremde Kultur eintauchen und mich verzaubern lassen.