Rezension

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Die Reise des Elefantengottes - Beate Rösler

Die Reise des Elefantengottes
von Beate Rösler

Seit Schulzeiten wird sie Bianca genannt, ihr wirklicher Name Pryanka ist ihr beinahe abhanden gekommen. Ihre Mutter, Asha, ist in sehr jungen Jahren mit Hilfe des Deutschen Karl aus Indien geflohen und im Berlin der ausgehenden sechziger Jahre gelandet. Sie heiratet Karl, ob nur des Aufenthaltrechts wegen oder ob es auch Gefühle zwischen beiden gibt, bleibt zunächst verborgen. Asha wird ihre Traurigkeit, ihre Sehnsucht nach der Heimat wohl nie verlieren, Karl ist beruflich viel unterwegs, , auch für umfangreiche Reprotagen im Ausland.
Pryanka ist die von beiden Eltern geliebte Tochter aus dieser Ehe, die mit 14 Jahren ihren Vater bei einem Unfall in Pakistan verliert. Von diesem Zeitpunkt an verschließt sich ihre Mutter noch mehr, über ihre indische Vergangenheit ist ihr kein Wort zu entlocken außer dass ihre ganze Familie von einer schlimmen Epidemie dahingerafft wurde.
Zeitenwechsel. Pryanka ist mittlerweile 39 Jahre alt und erhält von ihrem Mann Marc ein Flugticket nach Delhi geschenkt. Eines nur will er auf keinen Fall, sie begleiten. Auch von Ihrer Mutter erwartet Pryanka erhebliche Widerstände, sie traut sich daher lange nicht, ihr von diesem Geschenk zu erzählen und die Entscheidung, die Reise wirklich anzutreten, fällt ihr schwer.
Irgendwann entschließt sie sich doch, die Reise anzutreten und fliegt nach Indien. Der Kulturschock könnte größer nicht sein auch wenn sie sich einiges theoretisches Wissen über das Land ihrer Familie angelesen hat. Ihr Reiseführer, in dem sie bereits in Deutschland gesucht und gefunden hat, welche Sehenswürdigkeiten sie in den zwei Wochen ihres Aufenthalts besuchen möchte, soll ihr eine wichtige Stütze für diese Zeit sein. 
Noch während des Fluges lernt sie Kiran kennen, einen im Ausland lebenden Inder, der seine Familie in Indien besucht. Ihre Wege sollen sich noch einige Male kreuzen. Aus den geplanten zwei Wochen Ferien in Indien werden ein paar Monate, in denen Pryanka nicht nur versucht, sich über ihre Ehe, über ihre Beziehung zu Marc und über ihren künftigen Umgang mit der Mutter klarzuwerden. Sie lernt Maya kennen, in deren Kinderheim sie tatkräftig mit anpackt, um sich zumindest Unterkunft und Verpflegung zu sichern, nebenbei erledigt sie weiterhin einige ihrer Übersetzer-Aufgaben aus Deutschland.
Ein Foto, das sie aus Berlin mitgebracht hat, bringt erste Hinweise, wo die Familie ihrer Mutter in Delhi gelebt hat und sie sucht diesen Ort auf, findet schließlich das Haus. Dort lebt nach wie vor ihre Tante Neha, Schwester ihrer Mutter, von der sie nach und nach erfährt, was vor beinahe 40 Jahren wirklich passiert ist. Das letzte Kapitel aber, so Neha, das muss ihr die Mutter selbst berichten. Nicht nur aus dieser Situation heraus befindet sie sich fast permanent in einem Wechselbad der Gefühle. Auch Ereignisse im Kinderheim, wo sie Maya einige Zeit vertritt, drohen zu eskalieren. Und die Zeit drängt sie zu einer Entscheidung: soll sie ihr Visum verlängern oder nach Berlin zurückkehren. Was hat sie dort zu erwarten.