Rezension

Eine Familiengeschichte mit Geheimnissen aus der Vergangenheit

Die Reise des Elefantengottes - Beate Rösler

Die Reise des Elefantengottes
von Beate Rösler

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte beginnt im Jahr 2009 in Deutschland. Die Deutsch-Inderin Priyanka lebt mit ihrem Mann Marc in einem kleinen Haus in Berlin. Der neunzehnjährige Sohn Felix hat gerade das Elternhaus verlassen, aber er besucht seine Eltern regelmäßig. Ihre Mutter Asha lebt seit fünfundzwanzig Jahren verwitwet ebenso in Berlin. Ihr Mann Karl starb als Priyanka vierzehn Jahre alt war. Karl verbrachte einige Zeit als Student damals in Indien, lernte dort Asha kennen, und beide verließen Indien 1967.

Beruflich geht es Marc und Priyanka gut, denn Marc hat ein eigenes Restaurant, und Priyanka arbeitet als Übersetzerin. Marc überrascht Priyanka an ihrem 39. Geburtstag mit einem besonderen Geschenk, wobei ein ungutes Gefühl bei beiden mitschwingt, weil Mutter Asha es seit Jahren vermeidet, dass Priyanka etwas aus dem Leben und der Familie ihrer Mutter in Indien erfährt. Zunächst hat Priyankas Freundin Julia zugesagt, dass sie mit Priyanka nach Indien fliegt, die gerade eine Ehekrise zu bewältigen hat. Im letzten Moment sagt ihre Freundin die Reise ab, weil sie sich wieder mit ihrem Mann versöhnt hat. Marc möchte nicht mitfliegen, weil er einmal das Restaurant zu bewerkstelligen hat, und des Weiteren geht er ungerne auf Reisen, und frönt seinen Heimatgefühlen. Asha ist gar nicht davon begeistert, dass ihre Tochter nach all den Jahren sich auf den Weg in ihre Heimat macht, und gerät in Angst, Panikattacken und Zusammenbrüchen. Dennoch gibt Asha vor Priyankas Abreise ihr einen Glücksbringer mit: Ganesha - den Elefantengott (ein Gott aus dem Hinduismus). Bereits im Flugzeug lernt Priyanka den US-Inder Kiran kennen, der seine Familie in Indien besuchen möchte. Kiran und Priyanka lernen sich später mehr und intimer kennen. Priyanka versucht sich in das Leben Neu Dehlis einzuleben. Über Kiran lernt sie Maya kennen, die ein Kinderheim in Neu Dehli leitet. Als Priyankas Visum und Flugticket nach zwei Wochen abläuft, muss sie sich entscheiden, ob sie nach Hause fliegt oder bleibt. Denn sie konnte bisher kaum Etwas von der Familie ihrer Mutter Asha erfahren. Sie zieht Mayas Kinderheim für einige Zeit ein, und begibt sich auf die Suche der Gehemnisse ihrer Familie, von denen sie in der Vergangenheit kaum etwas erfahren hat.

Die Autoin Beate Rösler lebte und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Indien und Vietnam. Aus ihren Erfahrungen und Erlebnissen in Indien schrieb sie eine Familiengeschichte, die voller Geheimnisse, Emotionen und Schicksale besteht. Auf der einen Seite ist die Mutter Asha, die ihre Familien in Indien hinter sich gelassen hat, und mit Karl in den wilden 1968er Zeit nach Deutschland kommt. Beate Rösler hat die damalige Zeit nachgezeichnet so wie man sich diese Zeit als Spätgeborener heutzutage vorstellt. Auf der anderen Seite beschreibt die Autorin das Leben in Indien im 21. Jahrhundert, zwar modern, aber auch mit Armut und anderen Problemen behaftet. Beate Röslers Schreibstil ist flüssig und nachvollziehbar trotz der Perspektivwechsel, wobei die Kapielüberschriften es verdeutlichen, in welchen Zeitraum die Leserschaft versetzt wird. Die bildhafte Beschreibung der Umgebung - vor allem in Indien - lassen Geräusche und Gerüche vor dem inneren Auge auftauchen, so dass man sich gerade selbst an Ort und Stelle befindet.

Mir gefiel der Roman sehr gut, vor allem die gesellschaftlichen Brüche zwischen den Epochen sowie Indien und Deutschland, lassen die Geschichte lebenbdig werden. Wer in eine bi-kulturelle und epochale Geschichte eintauchen möchte, findet mit diesem Roman eine wunderbare Geschichte vor. Ich freue mich schon auf einen neuen Roman von Beate Rösler.