Rezension

Eines meiner neuen Lieblingsbücher!

Das Mädchen, das Geschichten fängt - Victoria Schwab

Das Mädchen, das Geschichten fängt
von Victoria Schwab

Bewertet mit 5 Sternen

Eye-Candy: Das deutsche Cover gefällt mir gut, allerdings ist es etwas irreleitend. Beim Anblick des Covers erwartet man eine leichtere und weniger düstere und actiongeladene Geschichte, als man tatsächlich bekommt. Ich verstehe auch nicht so recht, wieso ein Baum und Vögel auf dem Cover zu sehen sind, da weder ein Baum noch Vögel eine Rolle in diesem Buch spielen.
Die englische, bzw. die amerikanische Version macht alles richtig, was man richtig machen kann. Der Schlüssel, der hier angezeigt wird und die Wände der Narrows, das sind wesentliche Dinge in der Geschichte. Ein passenderes Cover kann ich mir nicht vorstellen.

Inhalt: Ganz absichtlich verrate ich sehr wenig zum Inhalt, da hier der Klappentext seine Arbeit sehr gut macht. Es geht um Mackenzie, die eine Hüterin ist. Jeder Mensch besitzt eine Chronik, die so aussieht wie der Mensch selber, diese Chroniken muss sie in den Narrows (korridorartige Parallelwelt) einfangen und zur Retoure bringen. Die Chroniken werden in einem Archiv eingelagert und beschützt, sodass niemandes Geschichte jemals verloren geht. Hört sich anfangs etwas kompliziert an, aber mehr müsst ihr nicht wissen, um euch auf dieses Buch einzulassen.

Meine Meinung: Die Idee, die hinter dem Buch steckt, hat mich sehr gereizt, da ich bisher nichts Vergleichbares gelesen habe. Nachdem ich so viele positive Meinungen darüber gehört habe, wollte ich wissen, was an diesem Hype dran ist.

Ich lese immer wieder, dass sehr viele Leser die Ich-Perspektive aus der Sicht eines Mädchens nicht besonders mögen (auch wenn sie selber weiblich sind). Außerdem mögen viele Leser es nicht, wenn im Präsens erzählt wird und wenn viele Rückblenden in der Geschichte enthalten sind und wenn der Erzähler den Leser direkt anspricht.
Victoria Schwab macht all diese Dinge und sie macht es so gut, dass man nicht anders kann, als sich sofort in die Geschichte und in Mackenzie hinein zu versetzen.
Durch die Rückblenden lernen wir nicht nur die Hintergründe kennen, wie Mac zur Hüterin geworden ist, sondern auch wie das System der Hüter, bzw. das System des Archivs und das der Narrows funktioniert. Nebenbei wird auch ihr Großvater indirekt vorgestellt, der ein sehr ungewöhnlicher Mann ist und der mit seiner Eigenartigkeit schon bald zu einem meiner Lieblingscharaktere wurde.

Es gibt eine Fülle an Nebencharakteren und die meisten wachsen einem nicht nur schnell ans Herz, sondern interessieren auch den Leser. Sie sind vielschichtig und mysteriös, sodass der Leser wie Mac auch, sich fragen muss, wer nun vertrauenswürdig ist und wer nicht.

Allen Jugendliteratur-Heldinnen-Klischees trotzt Mac. Sie ist tough, ohne gleich eine Kampfmaschine zu sein. Sie ist kein hässliches Entlein, das dennoch von allen männlichen Wesen angeschmachtet wird und sie hat keine Minderwertigkeitskomplexe aufgrund ihres Aussehens (endlich!). Mac ist ein gewöhnliches Mädchen, das in einer außergewöhnlichen Situation steckt. Durch ihre inneren Konflikte und ihre Probleme wirkt sie nur noch echter und liebenswerter. Ich mochte ihre Beziehung zu ihrer Familie, insbesondere zu ihrem Bruder und Großvater.

Das Setting ist faszinierend, sodass man am liebsten mit Mac den Geheimnissen des alten Hotels, der Narrows und dem Archiv auf den Grund gehen würde. Die Autorin schafft es hier den Leser in diese Welt hineinzuführen, ohne ihn mit Infodump zu ersticken.

Obwohl das Buch durchaus tiefsinnige Momente hat, liest es sich sehr schnell und flüssig. Die Handlung wird von Spannung und Mysterien getragen und mit jeder Frage, die man beantwortet bekommt, werden neue aufgeworfen. Bis zuletzt wusste ich nicht, wie das Buch ausgehen würde, da es dem Buch an unvorhersehbaren, aber dennoch glaubhaften, Wendungen nicht mangelt.

In der Kürze liegt die Würze: Ein altes Hotel mit mysteriösen Todesfällen; mehrere tragische Familiengeschichten; Charaktere, die man am liebsten adoptieren würde; humorvolle Dialoge; einmalige Idee; YA untypisches Ende

Bewertung: Ich mochte das Buch wirklich sehr. Es gab keinen einzigen Punkt, der mir auch nur im Ansatz negativ aufgefallen wäre. Das Ende ist eigentlich in sich abgeschlossen, also ohne einen miesen Cliffhanger. Hier vertraut die Autorin darauf, dass der Leser dennoch weiterlesen möchte und ich will auf jeden Fall weiterlesen! In welche Richtung es im zweiten Band gehen wird, das kann ich nicht sagen und ich will es auch gar nicht wissen. Am besten, man lässt sich einfach überraschen. Für diesen ersten Band gibt es von mir wohlverdiente ♥♥♥♥♥ Herzchen.