Rezension

Einfühlsamer, tiefer, beklemmender

Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Dania Dicken gehört zu meinem liebsten Thriller Autoren, weil sie ihren Romanen eine ganz besondere Note an Feingefühl und Abgründigkeit verleiht, die ich so noch nicht vorgefunden habe.
Hierbei handelt es sich um den 12.Band der Reihe rund um Sadie Scott. Man kann sie auch gut unabhängig voneinander lesen, aber es ist empfehlenswerter die Reihenfolge zu beachten, gerade weil die Charaktere aufgrund ihrer Erlebnisse eine enorme Entwicklung durchmachen.

Aufgrund einiger Rückblicke bin ich sofort wieder gut in das Geschehen hineingerutscht.
Sadie hat einfach eine ganz besondere Art den Leser komplett zu fesseln.
Obwohl die Autorin sehr einnehmend, fließend und bildhaft schreibt , so hat es mir doch einiges abverlangt.
Es war schwer , drückend und die Verzweiflung zwischen den Zeilen brach immer wieder an die Oberfläche.
Die traumatischen Erlebnisse geben keine Ruhe und fordern ihren Tribut. Was besonders bei Matt sehr gut zum Vorschein kommt. Er hat ordentlich daran zu knabbern, seine innere Zerrissenheit ist zum greifen nah und es hat mich lange beschäftigt, mit dem was ihn umtrieb.
Sadie hingegen ist gewachsen , aber auch ihr neuer Fall verlangt ihr einiges ab.
Hilfreich war vor allem Sadies Perspektive, als auch die des Opfers. Denn dadurch erhielt man tiefere Einblicke, was die Intensität und Emotionalität noch verstärkte.

Die Thematik ist ernst und wichtig.
Deswegen hat es mir wirklich gut gefallen, daß sich an diese Thematik herangewagt wurde. Dania Dicken hat hier wirklich gut recherchiert , was deutlich zum Vorschein kommt.
Und gerade dabei ist sehr viel Einfühlsamkeit und Fingerspitzengefühl gefragt. Niemand beherrscht dies besser als Sadie.
Wirklich es hat mich beschäftigt, keine Ruhe gelassen. Ich war geschockt, konnte es nicht glauben und immer wieder drehten meine Rädchen im Hirn.
Es ist beängstigend, erschreckend und es macht sich unmerklich eine Beklemmung breit, der man erstmal Herr werden muss.
Es war ungemein interessant zu verfolgen, gerade die Perfidität die diesem zugrunde liegt.
Liberty hat mit ihrer unschuldigen und starken aber auch sanften Art mein Herz im Sturm erobert. Ich hätte sie so gern in den Arm genommen.
Niemand sollte so etwas erleben müssen und gerade deswegen geht es auch so unter die Haut und daneben geht es auch in Sadies Privatleben rund.

Die Handlung punktet hier weniger durch Tempo , als vielmehr durch unterschwellige Spannung.
Und gerade das passt hier wirklich gut. Actionreiche Szenen hätten es nur kaputt gemacht. Man hätte es nicht richtig verstehen, nicht richtig verinnerlichen können.
Das Böse zieht seine Kreise und ist nicht immer klar definierbar. Was hier deutlich zum Ausdruck kommt.
Es ist nicht brutal in Form von blutigen Taten.
Es geht tiefer. Die psychologischen Aspekte sorgen für sehr viel Qual und Angst.
Es macht verdammt nochmal Angst diese Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit zu spüren.
Nichts tun zu können.
Denn auch hier geht es um Menschlichkeit und was es wert ist und woran man überhaupt noch glauben kann, wenn über einem alles zusammenstürzt.

Auch wenn es hin und wieder einige Längen gab, so bin ich doch komplett begeistert von der Fülle, die sich hier auftut.
Die Ermittlungen waren sehr interessant zu verfolgen.
Und besonders die Charaktere sind authentisch, greifbar und absolut lebendig in ihrer Art.
Definitiv ein Fall der alles von Grund auf verändert und neue Ansätze webt.
Auch die Zwischenmenschlichkeit kommt wieder sehr gut zum Zuge und man spürt einfach die Liebe, die Verbundenheit untereinander, was sehr viel Wärme und Vertrauen schafft.
Ein 12.Band der wichtig ist und mit einigen Wendungen punktet, die ich nicht habe kommen sehen.