Rezension

Lebensentscheidungen

Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Als an einem Highway ein junges Mädchen aufgelesen wird in für Teenager eher untypischer Aufmachung, ist den Polizisten schnell klar, dass sie vom nahen Gelände einer Sekte geflohen ist. Da verschiedene Ermittlungsansätze gegen die Sekte neuen Anschub benötigen, hofft das FBI, sie als Zeugin verwenden zu können, doch die 14-jährige ist zu verstört. Deshalb wird die Profilerin und Traumaexpertin Sadie herangezogen. Noch hat sie keine Ahnung, auf was sie sich da eingelassen hat – der spezielle Lebensstil der Sekte hat zu unerbittlichen Regeln geführt.

Ich hatte um die Jahresmitte einen gewissen „Overkill“ bei Psychothrillern, speziell beim Thema Serientäter mit Neigungen als perverse Sexualsadisten; ich hatte das Gefühl, mich selbst krank zu fühlen dabei, so etwas zu lesen. Also freute ich mich auf ein Thema, das nicht so ausgetretene Wege beschreitet und habe das Buch auch gefesselt und in einem Rutsch und in einer Nacht ausgelesen. Und während ich es dann so begeistert vor mich legte, ging mir auf: Wenn man ehrlich ist, ist ein gelegentlicher Serienmörder aber eigentlich mit viel weniger Wirkung und Einfluss als so eine Sekte, die ganze Leben inklusive der Wertvorstellungen dominiert.

Wer einem Perversen entkommt, hat ein Trauma.
Wer einer Sekte entkommt, hat ein Trauma, musste gegebenenfalls die Familie zurücklassen in der Sekte oder wird von ihr verstoßen, hat vielleicht keine Ausbildung, kein Geld, völlig verzerrte Wertevorstellungen, nie bestimmte grundlegende Fähigkeiten und Begriffe und Verhaltensweisen gelernt, außerhalb der „normalen Welt“ gelebt. Das, was Kinder schrittweise lernen, muss ein Sektenaussteiger jenseits des Kindesalters erlernen, fern des gewohnten Umfelds, vielleicht Anfeindungen ausgesetzt oder von „Rückholaktionen“ und mehr bedroht.

Somit hat Dania Dicken eigentlich den viel härteren Psychothriller geschrieben; denn das, was in dieser (übrigens realen) Sekte abgeht, ist…etwas, was dann doch dem Leser vorbehalten bleiben sollte…

Wie immer, hat die Autorin sorgfältig recherchiert, mit Quellenangaben belegt, was man auf den ersten Blick für eine blühende Phantasie halten könnte, ja, es sich geradezu als erdacht wünscht. Glaubwürdig, wie das junge Mädchen den Mut zur Flucht aufbringen konnte. Stark, wie die Befragung dargestellt wird und die späteren Verhandlungen, ebenfalls wird wieder das Händchen der Autorin für Actionszenen bewiesen. Dazu kommen alte Bekannte und ein bestehendes Problem aus dem letzten Buch, das hier heftig eskaliert, insgesamt ein „Rundum-Glücklich-Paket“.

Also: keine Sadismus-Warnung, keine Gewaltexzesse (Gewalt gibt es schon). Dafür ist zu beachten, dass es Band 12 einer Reihe ist und man bei der privaten Familienfeier zu Beginn schon mit fast allem „Personal“ der Reihe konfrontiert wird, was vermutlich „Ersttäter“ der Sadie-Reihe etwas überfordern könnte. Davon abgesehen, eine fesselnde, intelligente und rundum passende Lektüre mit wohlverdienten 5 Sternen, ich denke, mein bisheriger Favorit der Reihe.

 

Wer es als Späteinsteiger probieren möchte:

Sadie Scott, geboren als Kim Foster, verheiratete Whitman

ihr Mann Matt Whitman

ihr Zieh-Vater Norman, Witwer

ihr (Zieh-)Bruder Gary, dessen Frau Sandra und ihre Kinder Ben (Sadies Patenkind) und Baby Nicolas

ihre (Zieh-)Schwester Joanna, alleinerziehende Mama von Baby Michelle

Sadies beste Freundin Tessa

die Katzen Mittens und Figaro

Matts Vater und Schwester Tammy