Rezension

Emotional und eindrucksvoll

Der Junge, der Träume schenkte - Luca Di Fulvio

Der Junge, der Träume schenkte
von Luca Di Fulvio

Bewertet mit 4.5 Sternen

Cetta Luminita ist gerade mal 14, als sie mit ihrem 8 Monate alten, blonden Sohn Natale, der von den Behörden in Christmas umbenannt wird, 1909 in New York eintrifft. Sal Tropea, ein Zuhälter, nimmt sich ihrer an und bei Tonia und Vito Fraina, ebenfalls italienische Auswanderer, finden sie und ihr kleiner Sohn in der Lower East Side, einen herunter gekommenen Viertel, ein neues Zuhause. Bereits in jungen Jahren entwickelt Christmas einen eigenwilligen Charme, mit dem er jeden um den Finger wickelt. Sein Aufstieg beginnt, als er ein junges, reiches, vergewaltigtes und brutal zusammen geschlagenes Mädchen findet und es ins Krankenhaus bringt. Ihrem Großvater gesteht er, dass er einmal im Radio sprechen wird...

 

70 Kapitel erzählen abwechselnd und in zeitlichen Sprüngen die Geschichte von Christmas, der gerne Gang-König wäre und der später mit seinen Radio-Geschichten von den "Diamond Dogs" in einer täglichen Radiosendung New York an den Lautsprecher zwingt, und seiner Mutter Cetta, die als Hure ihr Geld verdient und sich in ihren Zuhälter verliebt. Mit dem Lesen kristallisiert sich aber für mich heraus, dass es hauptsächlich um die junge Generation geht. Um Christmas Luminita, der sich trotz seiner Herkunft aus den Slums nicht unterkriegen lässt, und Ruth Isaacson, dem reichen, verwöhnten Mädchen, das ihr Leben schließlich selbst in die Hand nimmt und sich "befreit", und um die Liebesgeschichte der Beiden im Laufe der Jahre. Und um William Hofflund "Bill", der am Ende seiner Strafe nicht entgeht. Die einzelnen Charaktäre sind so prägnant und mit vielen Hintergrundinforma-tionen beschrieben, dass sie in meinem Kopf schnell Gestalt angenommen haben. Schockiert hat mich zum Teil die beschriebene Gewalt, mit der ich aufgrund des Covers nicht gerechnet hatte. Auch die an manchen Stellen immer wieder auftauchenden Wiederholungen haben das Buch für mich nur aufgebläht und nichts zur Geschichte beigetragen - daher auch ein Stern Abzug.

 

Fazit:   Im Endeffekt habe ich ein sehr emotionales, eindrucksvolles Buch gelesen, das mich in die Welt des New Yorker Untergrunds, aber auch in die Welt der Reichen und Schönen Anfang des 19. Jahrhunderts, der Goldenen 20ziger, entführt und sehr gut unterhalten hat.