Rezension

Leider etwas enttäuschend!

Vierundzwanzig Stunden - Guillaume Musso

Vierundzwanzig Stunden
von Guillaume Musso

Bewertet mit 1.5 Sternen

Inhalt:

Arthur Costello ist ein wenig skeptisch, als eines Tages sein Vater vor seiner Tür steht und ihn zu einem gemeinsamen Ausflug einlädt. Er hatte sein Elternhaus bereits sehr früh verlassen, schlägt sich seitdem alleine durchs Leben und führt einen Lebensstil, der seinem Vater missfällt. Umso erstaunter ist Arthur nun, dass sein Vater plötzlich Zeit mit ihm verbringen will, denn in den letzten Jahren hatten sie nur äußerst selten Kontakt und Arthur hatte nie den Eindruck, dass sein Vater dies bedauert. Gemeinsam fahren sie nun zum 24 Winds Lighthouse, einem Leuchtturm, den Arthurs Großvater einst gekauft hatte, um ihn und das dazugehörige Cottage zu einem komfortablen Zweitwohnsitz umzugestalten. Doch sein Großvater verschwand noch während der Umbauarbeiten auf mysteriöse Weise, tauchte nie wieder auf und wurde schließlich für tot erklärt. Seitdem gehört 24 Winds Lighthouse Arthurs Vater. Der ahnt jedoch, dass er nicht mehr lange zu leben hat, will seine Nachlassangelegenheiten noch zu Lebzeiten regeln und verfügt nun, dass Arthur zwar nichts von seinem Vermögen, wohl aber den alten Leuchtturm erben soll. Dieses Erbe knüpft er allerdings an zwei Bedingungen – Arthur darf den Leuchtturm nie verkaufen und eine Metalltüre, die sich im Keller des alten Gebäudes befindet und die er selbst vor einigen Jahren zugemauert hatte, darf niemals geöffnet werden.
Doch Arthur hält sich nicht an die letzte Bedingung, denn seine Neugierde auf das, was sich hinter dieser Tür verbirgt, ist viel zu groß. Als er die Mauer einreißt und die Tür schließlich aufbricht, findet er sich in einem Alptraum wieder, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Nur einer könnte ihm dabei helfen, den Fluch, der auf diesem Ort lastet, zu brechen – sein Großvater, der entgegen seiner Erwartung durchaus noch am Leben ist. Auf der Suche nach ihm begegnet Arthur der jungen Schauspielerin Lisa. Mit ihrer Hilfe kann er seinen Großvater zwar aus der Psychiatrie befreien, doch verliert er die junge Frau danach wieder aus den Augen. Erst ein Jahr später trifft er Lisa wieder und sie verlieben sich ineinander. Doch hat ihre Liebe gegen den Fluch, der auf dem Raum hinter der Tür in 24 Winds Lighthouse lastet, überhaupt eine Chance?

Meine persönliche Meinung:

Selten wird ein Autor von seiner (überwiegend weiblichen) Leserschaft so verehrt und über den grünen Klee gelobt, wie der Franzose Guillaume Musso. Deshalb war ich überaus neugierig auf Mussos Vierundzwanzig Stunden, denn immer wieder habe ich gehört und gelesen, dass seine Bücher auf den ersten Blick zwar wie kitschige Liebesschnulzen anmuten, es sich dabei allerdings um äußerst spannende Romane mit Thriller-Elementen handeln soll, die unglaublich fesselnd, aber gleichzeitig auch sehr berührend und tiefgründig seien und den Leser nachdenklich stimmen. Auch wenn ich bei überschwänglichen Lobpreisungen meistens etwas skeptisch bin, habe ich mich sehr darauf gefreut, diesen Autor nun auch endlich für mich entdecken zu können, denn fesselnde Spannungsromane, die auch noch Tiefgang, eine Botschaft und Niveau haben, sind ja recht rar.
Und tatsächlich – der Prolog war grandios, sehr verstörend, schockierend und verhieß eine ungeheurer dramatische und fesselnde Geschichte. Auch nach dem Prolog ging es zunächst recht spannend weiter, obwohl sich die ersten Ungereimtheiten schon recht früh abzeichneten, denn wie man eine Person, die in einer Psychiatrie weilt, für tot erklären lassen kann, ist mir schleierhaft, da man in solchen Einrichtungen in der Regel nicht vollkommen anonym dahinvegetiert. Aber gut, bis zu der Stelle, als Arthur diese geheimnisvolle Tür im Keller des Leuchtturms öffnet, war das Buch wenigstens noch recht spannend. Ich rede hier allerdings nur vom ersten Kapitel, denn alles, was danach passiert, ist nicht nur vollkommen absurd, sondern leider auch ziemlich langweilig, seicht und hat mich sehr enttäuscht. Es wäre sicher sinnvoll, wenn man anhand des Klappentextes oder auf dem Cover irgendwie erkennen könnte, dass es sich bei Vierundzwanzig Stunden in weiten Teilen um einen Mystery-Roman handelt, in dem der Leser mit allerlei Übersinnlichem konfrontiert wird. Ich hatte jedenfalls etwas gänzlich anderes erwartet als diese verwirrende und vollkommen unrealistische Geschichte, die auf den folgenden 300 Seiten auf mich zukam. Nun gut, ich kann mit Romanen, die surreale und fantastische Elemente enthalten, ganz gut leben, wenn sich dahinter eine tiefgründige und kluge Botschaft verbirgt, diese Elemente also als Metapher oder Symbol für etwas stehen, dessen Bedeutung sich irgendwann offenbart. Ein wenig versöhnlich stimmte mich, dass sich die Botschaft des Romans tatsächlich am Ende entschlüsseln ließ, die Metaphorik des Leuchtturms deutlich wurde, sich diese irrationalen Momente plausibel auflösten und zumindest einen Sinn ergaben, aber leider war der Weg dorthin sehr weit und bedauerlicherweise auch äußerst zäh. Wenn sich das immergleiche surreale Szenario mit geringfügigen Abweichungen endlos wiederholt, wird es weder origineller noch macht dies ein Buch spannender. Ich war in der Mitte des Romans wirklich häufig geneigt, die Seiten einfach nur noch überfliegen, weil die Geschichte einfach nicht vorankam, nichts wirklich Sensationelles passierte und ich mich nur noch fragte, was das alles denn nun soll und was mir der Autor eigentlich mitteilen will. Das Ende ist wirklich unvorhersehbar und sehr überraschend, das Rätsel lüftet sich und das surreale Geschwurbel ergibt wenigstens einen Sinn, aber leider war das Romanende vollkommen überkonstruiert und für meinen Geschmack wurde dabei auch zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt. Ich bin wirklich nicht aus Stein, halte mich sogar für einen ziemlich empfindsamen und emotionalen Menschen, habe auch recht nah am Wasser gebaut und mag dramatische Wendungen, die mich atemlos, nachdenklich und traurig zurücklassen, aber wenn eine Botschaft derart plump daherkommt, erreicht und berührt sie mich leider überhaupt nicht. Es ist wirklich schade, dass der ernsthafte Grundgedanke dieses Buches, über den es sich durchaus zu reflektieren lohnt, auf so platte Weise umgesetzt wurde und man mit dem moralisierenden Hammer fast erschlagen wird. Die Botschaft kam bei mir also durchaus an, die fantastischen Elemente haben sich logisch und nachvollziehbar aufgelöst, die Idee ansich war auch nicht schlecht, aber bei ihrer Umsetzung wurde einfach etwas zu tief in die esoterische Trickkiste gegriffen, um noch zu berühren und dem Thema gerecht zu werden.
Leider ist das Buch auch sprachlich unterkomplex und stilistisch ziemlich unausgereift. Was die Sprache anbelangt, tue ich Musso vielleicht unrecht, denn um seine Sprache und die Stilmittel wirklich beurteilen zu können, müsste man das Buch im französischen Original lesen, aber die deutsche Übersetzung ist sprachlich wahrlich keine Meisterleistung.
Absolut grausig waren jedoch die Charaktere. Wenn man sich einem tiefgründigen Thema zuwendet, das den Leser berühren soll, sollten die Hauptprotagonisten so gestaltet sein, dass der Leser mit ihnen mitfühlen und sich mit ihnen identifizieren kann. Sowohl Arthur als auch Lisa bleiben aber vollkommen konturlos, handeln gänzlich irrational und obwohl ich mich bemühte, konnte ich mich in keinen von beiden einfühlen, weil sie so oberflächlich charakterisiert wurden, dass es mir überhaupt nicht möglich war, überhaupt einen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt zu bekommen. Erst auf den letzten Seiten konnte ich erkennen, dass sich die beiden überhaupt über etwas Gedanken machen und Gefühle haben. Den einzigen Protagonisten, dem ich noch etwas abgewinnen konnte, war Arthurs Großvater, der zwar auch recht fragwürdig handelt, aber wenigstens kluge Gedanken hat.
Man muss dem Buch zugutehalten, dass es sich sehr schnell und flüssig lesen lässt, da der Schreibstil sehr einfach gehalten ist, aber gefesselt hat es mich leider nicht und ich konnte auch nicht im Ansatz erkennen, was daran auch nur im Entferntesten an einen Thriller erinnern würde. Nun ja, das Buch gibt ja auch nicht vor einer zu sein, aber ein bisschen Spannung hätte ihm sicher trotzdem nicht geschadet. Für den wirklich fulminanten Prolog, das erste Kapitel und den lohnenswerten Grundgedanken vergebe ich zwei Sternchen, aber ansonsten hat mich dieses Buch leider sehr enttäuscht. Schade, dass mich Musso nicht überzeugen konnte und dies für mich wohl das erste und letzte Buch dieses Autors war.