Rezension

Manchmal langatmig, aber solide

Winterkrieg - Philip Teir

Winterkrieg
von Philip Teir

Bewertet mit 3.5 Sternen

Aus Anlass der Frankfurter Buchmesse erscheinen im Moment vermehrt Bücher aus Finnland, wo das Land in diesem Jahr Ehrengast ist.

Ein finnischer Gesellschaftsroman ist ja erst einmal etwas ungewöhnlich, aber beim Lesen merkt man schnell, dass die zwischenmenschlichen Probleme in den Familien überall ähnlich sind.

Das Cover ist sehr auffällig und die zerbrochene Glühbirne lässt ahnen, das nicht alles "heile Welt" ist.

Max ist Soziologieprofessor, schreibt Bücher und schaut seinen hübschen Studentinnen hinterher. Seine Frau Katriina sorgt neben ihrer Job in einer Krankenhausverwaltung für Haushalt und Sozialkontakte. Ihre Tochter Helen hat eine eigene Familie mit zwei Kindern, wird aber immer noch von der Mutter umsorgt bzw. kontrolliert. Eva, die jüngere Tochter, hat sich zum Kunststudium nach London abgesetzt.

Schon bald wird klar, dass in der Familie einiges nicht mehr stimmt. Und wie fast immer sind es auch hier die Frauen, die ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen, während Max sich in seinem Leben eingerichtet hat und eigentlich den Status Quo beibehalten möchte. Als Max' Mutter schwer krank wird, kommt es zur Trennung.

Das Buch ist gut geschrieben, der Autor zeigt die Entwicklung der Familie sensibel und gut nachvollziehbar auf.

Einige Längen hat das Buch bei der Beschreibung von Max' Forschungsgebiet, seine ständige Selbstbespiegelung ging mir irgendwann auf den Geist. Aber ich denke, dass der Autor das auch als Stilmittel benutzt, um klar zu machen, wie sehr Max in sich selbst gefangen ist. Katriinas Rolle ist nicht ganz so ausführlich dargestellt, ich hätte mir gewünscht, dass der Autor stärker auch in ihr Gefühlsleben abgetaucht wäre.

Deshalb bekommt das Buch 3,5 Punkte von mir.