Rezension

Mata Hari – ein Leben gegen die Konventionen der Zeit

Die Spionin - Paulo Coelho

Die Spionin
von Paulo Coelho

Bewertet mit 3 Sternen

Margaretha Zelle, besser bekannt als Mata Hari, war eine der schillernden Persönlichkeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts. Sie war eine Femme Fatale, die aus den Schranken eines für Frauen dieser Zeit vorbestimmten Lebens ausgebrochen ist, um in Paris ein freies und vor allem ungebundenes Leben zu führen.

Sie habe immer die Freiheit gesucht, nicht die Liebe, denn diese komme und gehe, schreibt Coelho. Die Mittel, die Mata Hari dafür gewählt hat, waren jedoch zweifelhaft. In seinem Roman gelingt es Coelho, den schmalen Grat zu zeigen, auf dem sie gewandelt ist und von dem sie letztendlich auch gestürzt ist. Unprätentiös erzählt er ihre Geschichte, reflektiert dabei Stationen ihres Lebens im Spiegel seiner Weisheitsliebe und schafft so das Bild einer Frau, die am Ende auch nur eine Gefangene ihrer selbst und der Konventionen ihrer Zeit war. Als Tänzerin und Mätresse ließ sie sich mit einflussreichen Männern ein und gründete ihren Ruhm auch auf den Tabubrüchen, die sie begangen hat. Als ihr Stern sank und die Zeiten sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges änderten, geriet sie als vermeintliche Doppelagentin zwischen die Fronten und wurde zum Tode verurteilt.

Sie war nicht im Sinne der Anklage schuldig und hoffte bis zuletzt vergeblich auf Begnadigung. Ihre Schuld, sofern sich davon sprechen lässt, lag allenfalls darin, die Konventionen ihrer Zeit missachtet zu haben. Darin sieht Coelho das Fundament, auf dem er ihr ein Denkmal als eine Vorreiterin des Feminismus setzen will. In diesem Bestreben geht er mir aber doch ein wenig zu weit. Ihre Freiheiten hat sie sich schließlich erkauft, indem sie sich gegen Bezahlung den Männern dargeboten und verkauft hat. Somit hat sie nur das getan, was die Männer von ihr erwartet haben. Dass eine Frau auf anderem Wege in jener Zeit nur schwer ein selbstbestimmtes Leben hat führen können, klingt an, hätte aber als Begründung für ihr Handeln stärker herausgestrichen werden können. Wahre Freiheit und ein Einstehen für die Rechte der selbstbestimmten Frau sehen für mich anders aus.

Der Erzählstil Coelhos hat mir auch in diesem Werk gefallen, obgleich der Spannungsbogen etwas straffer gespannt hätte sein können. Die Entscheidung, den Tod Mata Haris an den Anfang zu setzen, finde ich durchaus diskutabel. Für problematisch halte ich auch, dass der Roman Fiktion und wahre Begebenheit vermischt. Zwar gibt der Autor dies im Epilog auch an, aber besonders aufgrund realer Fotografien und Zeitungsartikel erweckt der Roman zunächst den Anschein, ein reiner Tatsachenroman zu sein.

Trotz einiger Kritikpunkte halte ich den Roman für lesenswert. Wer die Geduld hat, sollte auf das Taschenbuch warten. Die mit viel Leerraum und dickem Papier aufgeblähte Hardcoverversion erscheint mit knapp 20 Euro Verkaufspreis etwas teuer.