Rezension

Nomen est omen!

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Die Lektüre von Ralph Waldo Emersons Werken beeindruckt Will Andrews und weckt in ihm den Wunsch, dem zivilisierten Leben an der Ostküste den Rücken zu kehren, um in und mit der Natur zu leben, damit er sein wirkliches Selbst findet. Aber was geschieht, wenn ein junger Mann aus wohlsituiertem Hause und Harvardabsolvent, dem alle Wege offen stehen, sich auf den Weg nach Westen macht? Er landet in Butcher’s Crossing, einem kleinen Nest in Kansas. Dort lebt ein Freund seines Vaters, der mit Büffelhäuten handelt und Unterstützung für diversen Schreibkram benötigt.

Es ist das Ende des 19. Jahrhunderts, und Butcher’s Crossing ist kaum mehr als eine Ansammlung armseliger Bretterbuden und verlotterter Zelte – ganz so, wie man sich eine aus dem Boden gestampfte Kleinstadt vorstellt, in der die Bewohner nur über einen eingeschränkten Zeitraum leben, weil alles vom großen Reichtum träumen. Es sind die letzten Abenteurer, die aber verkennen, dass die Zeichen der Zeit auf Veränderung stehen. Der Bau der Eisenbahn, die die Weiten der Prärie erschließen soll, ist das beste Beispiel dafür.

Als Will Andrews eines Tages den Erzählungen Millers lauscht, ein Jäger, der von einer riesige Büffelherde in einem abgelegenen Tal in den Rockys fabuliert, mit deren Häuten man ein Vermögen machen könnte, gibt es für ihn kein Halten mehr. Er stellt das benötigte Geld für die Jagd zur Verfügung, und zu viert machen sich die Männer auf gen Westen…

In „Butcher’s Crossing“ (im Original 1960 erschienen) beschreibt der bereits 1994 verstorbene Autor John Williams die Erfahrungen seiner kleinen Reisegruppe in Extremsituationen. Auf ihrem Trip nach Westen sind sie den Elementen ausgesetzt und müssen sich nicht nur mit Hitze und Kälte, sondern auch mit allen Entbehrungen, die eine solche Unternehmung mit sich bringt, auseinandersetzen. Aber er richtet sein Augenmerk auch auf die Beziehungen untereinander, dem sich gegenseitig auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein.

Aber er fabuliert nicht in endlosen Sätzen, sondern beschränkt sich schonungslos auf das Wesentliche. Er reduziert, und macht so seine Schilderungen umso eindringlicher. Es liegt eine schreckliche Schönheit in der Sprache, wenn er diese Grenzerfahrungen beschreibt, die Will Andrews machen muss und die seine naive Sicht auf sich selbst und das Leben für immer verändern wird.