Rezension

Jenseits der Zivilisation

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Bewertet mit 4 Sternen

1870 kommt Will Andrews, bis vor kurzem Student in Havard, in das kleine Städtchen Butcher´s Crossing, mitten in der Abgeschiedenheit der Prärie. Auf der Suche nach der "ursprünglichen Beziehung zur Natur" schließt er sich einer Büffeljagd in den Bergen an. Der Weg zu einem weit entfernten Tal, in dem der Anführer der kleinen Gruppe eine riesige Büffelherde gesehen haben will ist anstrengend und aufreibend, doch was noch auf sie zukommen wird lässt sich kaum erahnen…

John Williams schafft es (wie ich es schon nach den Kritiken zu „Stoner“ erwartet hatte) mich mit seinem Schreibstil zu begeistern. Scheinbar mühelos schafft er eine atemberaubende Atmosphäre (die bereits durch das sehr gelungene Cover angekündigt wird), ich hatte die ganze Handlung über das Gefühl, hautnah dabei zu sein, oder zumindest die Geschichte als Film mitzuerleben. Ausnahmslos alle Figuren jedoch blieben mir, im Gegensatz zur Landschaft, als Leserin fremd, zum einen, da man kaum Informationen zu ihnen und ihren Hintergründen erhält, zum anderen sorgt auch die Erzählweise Williams dafür, indem alle, bis auf die Ausnahme von Charley (der mir auch am nächsten und sympathischsten war) immer nur mit Nachnamen benannt werden. Gleichzeitig finde ich diese Distanz zu den Charakteren gut, da ich spätestens im Verlauf der Handlung sonst mit meinen Sympathien gerungen hätte ;).

Hin und wieder wies die Handlung Längen auf, sodass mich das Buch nicht restlos gefesselt hat, vielleicht lag dies aber auch an verschiedenen Inhalten, die mir zuwider waren…

Insgesamt hat mich der Inhalt leicht überrascht, ich hatte eher einen Western oder eine Aussteigergeschichte erwartet, nicht aber diese „Gesellschaftskritik“ (die durchaus heute noch aktuell ist – leider). Insgesamt ein sehr gelungener Roman, der es aber nicht zu meinem Lieblingsbuch schaffen wird…