Rezension

Poetische Sprachgewalt mit großer Intensität

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1870. Der junge Will Andrews schmeißt sein Harvard-Studium und ist nun auf der Suche nach einem Sinn für sein weiteres Leben. Er sucht sich selbst und verspürt eine enorme Sehnsucht zur Natur, nicht zuletzt, weil er großer Anhänger Emersons ist (Philosoph und Schriftsteller, der ein Leben im Einklang mit der Natur propagiert, z.Bsp. im Buch „Nature“ mit Essays aus dem Jahr 1836). Deshalb begibt sich Andrews auf den Weg in den Westen, wo er in einem kleinen Ort in der Prärie landet – in Butcher’s Crossing.  Ein Ort, in dem mit Büffelfellen gehandelt wird. Schon bald schließt er sich mit Hilfe seines Erbes äußerst blauäugig einer kleinen Gruppe von Büffeljägern an, die in den fernen Colorado Rockys eine legendär große Büffelherde vermuten und jagen wollen, um ihnen die Felle abzuziehen, welche dann gutes Geld einbringen.  Bereits auf der wochenlangen Hinreise treten erste Probleme auf, als die vier Männer tagelang kein Wasser finden. Am Ziel angekommen spitzen sich die Probleme weiter zu…

John Williams, der leider schon 1994 verstorben ist, hat diesen Roman 1960 geschrieben. Erst jetzt wurde er  „neu entdeckt“ und auch ins Deutsche übersetzt. Die Sprache ist entsprechend „älter“. Mit großer bildhafter Sprachgewalt beschreibt Williams Situationen,  Menschen, die Natur – einfach alles. Eine unglaubliche, zum Greifen nahe Stimmung wird aufgebaut und zieht mich als Leser sogartig in diese Geschichte der vier Männer, die alle auf ihrer ganz eigenen Suche unterwegs sind. Die detaillierten Beschreibungen, z.Bsp. der weiten Prärie, haben etwas Entschleunigendes an sich – wenn man sich auf diesen Erzählstil einlassen kann, ist es wunderbar entspannend.

Als es schließlich zur Büffeljagd kommt, beschreibt Williams haargenau die einzelnen Schritte und Vorbereitungen dieser Jagd und die Wirkung, die sie auf die Männer hat. Dies ist stellenweise so intensiv geschildert, dass ich mich beinahe mittendrin glaubte – das hat mich enorm mitgenommen. Der Autor nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund.

Die Figuren lässt der Autor sehr sparsam in Erscheinung treten. Sie reden lange Zeit kaum, wir erfahren wenig über sie und ihre Vergangenheit. Ihr Handeln reicht jedoch aus, um sich eine gute Vorstellung von jedem einzelnen machen zu können mit der Zeit.  Williams lässt wieder und wieder Bilder mit großer Ausdruckskraft sprechen. Trotzdem – ein klein wenig mehr Hintergrund hätte ich mir gewünscht.

Fazit: In Anlehnung an Emerson beschreibt Williams die Sehnsucht und Suche eines jungen Menschen nach Naturverbundenheit und sich selbst. Mit poetischer Sprachgewalt und detaillierten Beschreibungen lässt er wunderbare Bilder und intensive Stimmungen beim Leser entstehen, die begeistern, faszinieren, aber auch schockieren & abstoßen. Am Ende hält Williams der Gesellschaft auf diese Weise einen Spiegel vor – und daran hat sich bis zur heutigen Zeit nichts geändert. Bedrückend einerseits, aber großartig!

Kommentare

yvy kommentierte am 26. April 2015 um 20:29

Schöne Rezension.
Jetzt habe ich noch mehr Lust auf das Buch und ich bin sicher, dass es irgendwann den Weg zu mir finden wird. ;)

Naibenak kommentierte am 26. April 2015 um 20:39

Danke!!! :) Das freut mich sehr! Ich kanns Dir leihen, wenn Du magst!!! Dann schreib mich gern an ;)

yvy kommentierte am 26. April 2015 um 20:50

Das ist lieb von dir, danke. ♡
Ich werde aber erstmal meinen riesen SuB weiter abbauen.
Vielleicht komme ich aber mal darauf zurück. ;)

LG

Naibenak kommentierte am 26. April 2015 um 21:35

Lach... Warum kommt mir das Problem so bekannt vor??? ;-) in Ordnung, melde Dich gern auch später ;-)

yvy kommentierte am 29. April 2015 um 21:42

Und schwupps gibt es eine Wanderbuchrunde zum Buch. Da reihe ich mich mal ein, da ich schon immer mal bei sowas mitmachen wollte. ;)
Bin dir aber dennoch sehr dankbar für dein liebes Angebot. ♡♡♡

Naibenak kommentierte am 30. April 2015 um 08:41

Ja das ist doch auch schön! :) Wanderbuchrunden machen ja auch Spaß ^^ Prima, wünsche Dir eine ganz schöne und intensive Lesezeit! ♥

wandagreen kommentierte am 26. Mai 2015 um 14:28

Letztlich kamen wir zum selben Schluß. Ein schwieriger Autor, wie ich finde.

UJac kommentierte am 03. Juni 2015 um 11:00

Sehr gute Rezi! Da bin ich ganz Deiner Meinung!