Rezension

Wilder Westen, pur und endlos

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Bewertet mit 2.5 Sternen

Butcher´s Crossing. Hochgelobt und viel gepriesen wegen seiner wunderbar atmosphärischen Beschreibungen, die einen die Natur und die Wildnis des alten Amerikas spüren lassen. 
Das tut es zweifelsohne, nur gab es da wirklich viel Natur und Wildnis. Auch das vermittelt dieses Buch, was wohl den meisten gefällt. Mich hat es zu großen Teilen gelangweilt, die Beschreibungen sind wirklich weitschweifig.

Will Andrews aus Boston, Massachusetts, beschließt, sein Studium abzubrechen und in die Wildnis zu ziehen, um ein ganz anderes Leben kennenzulernen. Warum er das tut, erfahren wir leider nicht. 
Er engagiert einen Trupp von erfahrenen Jägern, um an einer Büffeljagd teilzunehmen. Vier Mann, drei Pferde und ein Ochsengespann machen sich auf. Eine recht skurrile Zweckgemeinschaft, über die man aber auch nur das Nötigste erfährt. Man hört die Räder rattern, fühlt den Staub der Prärie, lechzt nach Wasser, hat aber keine Ahnung, warum der abgebrühte Miller, der ohne mit der Wimper zu zucken 150 Büffel an einem Tag erlegt, sich rührend besorgt um Charlie Hodge kümmert. 
Wie kann es sein, dass Andrews, fast noch ein Kind und behütet aufgewachsen, interessiert das Schlachtfest beobachtet und vorbehaltslos daran teilnimmt? Er feilt an seiner Technik beim Fell abziehen, gewöhnt sich an den Gestank der Kadaver, die zu Tausenden liegen bleiben, weil niemand das Fleisch braucht, macht sich aber sonst keine Gedanken. 
Entweder ist Will Andrews ein stumpfsinniger Trottel, oder Herr Williams deutlich mehr an Atmosphäre als Personenzeichnung interessiert. Das ist schade, weil wir hier wirklich ein paar hochinteressante Exemplare auf dem Tisch haben, die eindrucksvoll hungern, frieren, dürsten und auch gelegentlich durchdrehen, nur denken tun sie kaum. Da gibt es einige Stellen, an denen mir ein schnödes „Ist halt so“ zu wenig ist.

Durch dieses Buch musste ich mich beißen. Es schildert bildreich, wie entbehrungsreich eine lange Reise durch die Ödnis der Prärie gewesen sein muss und liest sich deshalb auch genau so: qualvoll und lang. Man bekommt einen lebendigen Eindruck von der Grausamkeit und Sinnlosigkeit der Vorgehensweise amerikanischer Büffeljäger und das ist deprimierend und ekelhaft.

Wer also Lust hat auf Wilden Westen ohne Romantik, blutiges Abschlachten ohne Bedauern und Protagonisten ohne Charakter, der sollte sich auf diese Reise begeben.
Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.