Rezension

Tochter der Angst

Tochter der Angst - Alex Berg

Tochter der Angst
von Alex Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Interessant, dass ich mit diesem Buch, ohne es im ersten Augenblick zu wissen, einen Krimi bzw. Thriller zu lesen begann, der doch ein in den Medien sehr präsentes Thema aufgreift, denn in gewissem Maß geht es auch in diesem Roman um die “Flüchtlingskrise”. Er greift das Thema zwar nicht direkt auf, jedoch handelt es sich bei Zahra um ein Flüchtlingskind aus Syrien, welches genau auch, unter anderem aus dem Grund das Land verlassen musste, aus dem es heute noch so viele Menschen tun. Ebenso handelt es sich bei ihr um einen Flüchtling, der durch Schleuser nach Frankreich gelangt ist, auch wenn es eher Schleuser für den obersten Vermögensbereich sind. Gerade durch diese Thematik im Hintergrund der Handlung und die aktuelle Situation ist das Buch natürlich glatt noch ein bisschen spannender, als es an sich schon wäre.

Sehr gelungen finde ich es dabei, wie schön Zahra doch auch charakterisiert ist, da man ihr einfach sofort anmerkt, dass sie durch die Situation, so klein von ihren Eltern getrennt zu sein doch sehr mauert. Ein solches Verhalten, nicht direkt Vertrauen zu fassen, finde ich einfach extrem glaubwürdig und passt daher meines erachtens nach zu diesem Mädchen. Vor allem auch, wie sie sich eher auf Frauen einlassen kann, als Männer. Ebenso merkt man bei ihr auch einfach sehr schön, wie sie sich teils langsam etwas öffnet und diese Szenen sind auch richtig gut beschrieben und nie zu viel. Marion als zweite Protagonistin ist auch ein Charakter, der mir durchaus sympathisch ist, vor allem, wie sie sich um die Kleine bemüht, dabei und auch im Allgemeinen versucht das Richtige zu tun und dabei aber keinem zu schaden, bei dem sie sich sicher ist, dass es sich lohnt. Sie ist für mich eine Person, die einfach sehr glaubwürdig und häufig rational handelt, teils auch emotional, aber nie wirklich Aktionen vollführt, die ich so gar nicht nachvollziehen konnte, wie ich es bei anderen Büchern schon häufiger hatte. Bei den beiden Ermittlern in diesem Roman viel es mir da deutlich schwerer mit ihnen warm zu werden, wobei ich Claude Baptiste irgendwann doch auch sehr mochte, sein Kollege hingegen blieb mir irgendwie fremd und suspekt. Spannend waren auch noch zusätzlich die gesamten Verstrickungen, die sich nach und nach ergaben, die sich sehr gekonnt in den Roman integrierten udn wenn auch vielleicht insgesamt ziemlich heftig, nicht vollkommen absurd und aus der Luft gegriffen bzw. konstruiert wirkten.

Allgemein muss ich sagen, dass ich dieses Buch zwar weniger als Thriller oder Krimi sehen kann, da er viele der für mich sehr typischen Aspekte eher nur am Rande streift, es aber ein sehr spannender Roman ist, der vielleicht auch ein wenig von einem Familiendrama hat, sich aber nicht wirklich in ein Genre richtig hineinpressen lässt. Spannend ist er aber auf jeden Fall und vor allen Dingen auch in seinem Thema sehr aktuell.