Rezension

Tolle Stimme, aber kein tolles Leben

Always love you (Ikonen ihrer Zeit 10) -

Always love you (Ikonen ihrer Zeit 10)
von Hanna Faber

„Gott hat dir diese Stimme gegeben, sie ist ein Geschenk, ein Privileg. Du hast sie, damit sie gehört wird!“ (S. 108)

1994: Kurz vor der Grammy-Verleihung schaut Whitney Houston auf ihr bisheriges Leben zurück – wie sie im Kirchenchor angefangen hat, später die Backgroundsängerin ihrer Mutter wurde, und es schließlich mit harter Arbeit (und Drogen) bis nach ganz oben geschafft hat. Sie ist sich bewusst, dass sie ohne ihre (Geschäfts-)Partnerin Robyn nie so weit gekommen wäre und dass ihr Mann Bobby Brown weder nett, noch gut für sie ist, trotzdem kann sie nicht von ihm lassen.

 

„Always love you“ ist die Hannah Fabers Romanbiographie über eine der berühmtesten Sängerinnen ihrer Zeit. Geschickt nutzt sie die 24 Stunden vor der Grammy-Verleihung als zentralen Dreh- und Angelpunkt des Romans, von dem aus sie die Handlung in Rückblenden ab 1980 stringent erzählt. Sie berichtet von Whitneys privaten und beruflichen Erfolgen und Misserfolgen. Dabei ist ihre Freundin Robyn immer an ihrer Seite, unterstützt sie bei allem und hält ihr den Rücken frei. Eigentlich sind die beiden ein Liebespaar, bis es Whitneys Karriere zu schaden beginnt.

 

Whitney wird als sehr zerrissene Persönlichkeit dargestellt, unsicher, aufbrausend, immer Drogen als Beruhigungsmittel oder zum Feiern in der Nähe – aber natürlich sind an ihrer Sucht die Schuld, die sie ihr besorgt haben. Doch sie ist auch liebevoll und großzügig, manchmal allerdings leider etwas unbedarft, wenn es ums Geld geht. Sie will nur Singen, der „Kleinkram“ interessiert sie nicht. Etwas verwundert war ich auch über ihren Umgang mit ihrem Glauben. Wie religiös sie ist fällt ihr nämlich ausgerechnet dann ein, als sie die „verbotene“ Beziehung zu Robyn beendet.

 

Robyn war für mich hier die deutlich spannendere Person, schon weil ich bisher kaum etwas über sie wusste. Sie scheint sich für Whitney aufgerieben und ihr eigenes Leben komplett hinter ihrem zurückgestellt zu haben. Außerdem hat sie ihr wirklich alles verziehen.

 

Insgesamt fand ich das Buch ganz interessant und den Schreibstil sehr bildlich, hätte mir allerding mehr Neues gewünscht. Ich hatte das Gefühl, vieles schon aus dem Film „Wanna Dance With Somebody“ vom letzten Jahr zu kennen. Zudem habe ich den großen Einfluss von Whitneys Eltern auf ihr Leben und ihre Karriere vermisst, der im Film stark thematisiert wurde, hier aber nur zu Beginn und später mal am Rand einer Szene vorkommt. Auch fand ich die Kapitel zum Teil recht weitschweifig und die Zeitsprünge zu viel.