Rezension

Toller Psychothriller mit minimalen Schwächen

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Da ich bisher jedes Buch von Herrn Fitzek verschlungen habe, bin ich froh, dass ich nun endlich auch dazu kam, „Passagier 23“ zu lesen. Trotz kleiner Schwächen konnte mich der Meister des Psychothrillers wieder voll und ganz in seinen Bann ziehen. Wer auf ein perfides Katz-und-Maus-Spiel steht und darüber hinaus noch komplexe Charaktere liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen!

Wir bekommen diesen packenden Thriller aus Sicht eines allwissenden Erzählers nähergebracht, was meiner Meinung nach auch angebracht war, denn die Kapitel und Charaktere wechseln – wie gewohnt – zügig und zahlreich. So ist der Leser immer direkt am Geschehen dran und kann sich auch super in die einzelnen Personen und Handlungsstränge einfinden. Gerade die kurzen Kapitel erzeugen noch mal zusätzlich Spannung, was mir sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil von Herrn Fitzek ist packend und präzise. Er weiß genau, wie er den Leser mit kurzen Sätzen bei der Stange hält und situativ immer die richtigen Worte findet.

Martin hat mir als Protagonist richtig gut gefallen. Er hat nichts mehr zu verlieren und kann auch dementsprechend agieren, was ihn zu einem perfekten Ermittler macht. Gerade weil er so unperfekt ist, ist er mir sympathisch. Ich konnte ihm seine Rolle zu 100% abkaufen. Er macht zwar keine nennenswerte Wandlung im Verlauf der Geschichte durch, aber das stört nicht weiter, da Martin das gar nicht nötig hat.

Zum Teil problematisch fand ich die Nebencharaktere, da der Leser zu Beginn der Story direkt mitten ins Geschehen geworfen wird. Das hat zur Folge, dass wir es gleich mit mehreren Personen zu tun haben, die wir erstmal näher kennenlernen müssen. Da Herr Fitzek genauere Zusammenhänge immer erst am Schluss aufdeckt (was ich gut finde), fällt es teilweise schwer, Charaktere direkt zuzuordnen. Auch die Masse macht es nicht einfacher, was mich dazu gebracht hat, öfter mal zurückzublättern am Anfang. Von der Ausarbeitung her waren aber alle Charaktere toll gestaltet und haben teilweise auch noch große Überraschungen parat gehalten, was nicht vorhersehbar gewesen ist.

Die Spannung ist einfach unglaublich, denn ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Wie schon erwähnt haben die kurzen Kapitel und der fesselnde Schreibstil ihr Übriges beigesteuert. Die Story hält nicht nur eine Wendung parat. Auch der Epilog ist noch mal sehr überraschend, mehr möchte ich aber hierzu nicht sagen, sonst müsste ich spoilern.

Der zweite kleine Kritikpunkt geht an die Glaubwürdigkeit der Hintergrundstory. Hier war für mich nicht alles plausibel, bzw. ich habe mir oft schwer getan, die Zusammenhänge so abzukaufen, wie sie Herr Fitzek geschildert hat. Für mich war es hier manchmal „too much“ und ich hätte mir gewünscht, dass ab und zu eine Schippe weniger aufgetan worden wäre.

Starke Charaktere treffen auf ein glaubwürdiges Setting (hier wurde wirklich eine gute Recherchearbeit geleitet, da ich tatsächlich das Gefühl hatte, auf einem Kreuzfahrtschiff zu sein) und fesselnde Spannung. Das perfide Spiel des Killers ist überraschend sowie grausam. Ein unblutiger Psychothriller mit ernstem Hintergrundthema. Herr Fitzek hat wieder einen soliden Job geleistet, weiter so!