Rezension

Wenig Thriller und viel Trauerbewältigung – Ein eher enttäuschender Roman

Du stirbst nicht allein - Tammy Cohen

Du stirbst nicht allein
von Tammy Cohen

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vor vier Jahren wurde London durch den Mord an der sechsjährigen Mega Purvis erschüttert, deren Leiche in einem abgelegenen Waldstück gefunden wurde. Auf ihre Schenkel war das Wort „Sorry“ geschrieben. Zwei Jahre später wurde die Leiche der verschwundenen Tilly Reid gefunden, im selben Wald mit derselben Zeichnung. Ein knappes Jahr später folgte eine weitere Mädchenleiche, doch der Mörder wurde nie gefasst. Nun ist die kleine Poppy Glover verschwunden…

Tammy Cohen führt uns ein in eine Mordreihe im gutbetuchten Stadtteil Londons. Dabei klingt die Story zunächst spannend, drei Mädchenleichen mit der Handschrift eines Mörders und ein verschwundenes Mädchen erscheinen als spannender Einstieg in einen Psychothriller. Leider wurde diese Erwartung nicht erfüllt, denn nach und nach erweist sich der Roman mehr als Drama in dem es um die Trauerbewältigung der Familien geht, als um den Fall der verschwundenen Poppy Glover. Zwar stellen die Familien einen wichtigen Teil in der Geschichte dar, doch ihr Umgang mit dem Schicksalsschlag lässt die Mordfälle und die Ermittlungen in den Hintergrund rücken, weshalb ich den Roman nicht in die Kategorie Psychothriller einordnen kann. Zudem plätschert die Geschichte vor sich hin und nimmt erst auf den letzten 50 Seiten an Fahrt auf, auch wenn zu diesem Zeitpunkt schon relativ eindeutig ist, wie das Buch enden könnte.

Neben der erst spät aufkommenden Spannung fehlt es dem Buch meiner Meinung nach an starken Charakteren. Zum einen häufen sich diese, denn der Roman wird aus insgesamt fünf Perspektiven beschrieben und mit den Namen der trauernden Familien um sich geschmissen, sodass man schnell den Durchblick verliert, und zum anderen, waren mir die Charaktere sehr unsympathisch. Insbesondere mit Sally, der Journalistin und Leanne, der Ermittlerin bin ich nicht warm geworden.

Wie bereits beschrieben ist die Trauerbewältigung der Familie stark im Fokus, sodass die Ermittlungen in den Hintergrund rücken und kaum erwähnt werden. Zudem werden Beweise ignoriert oder nicht ernstgenommen und ich habe oftmals an den Fähigkeiten der Polizisten gezweifelt. Am Ende wirkte die Auflösung für mich wie ein Glücksgriff, denn wirklich etwas getan hat Leanne für mich bei der Arbeit am Fall nicht. Hier habe ich mir deutlich mehr erwartet, ebenso wie Psycho- oder Thrillerelemente, die es für mich an keiner Stelle gab. Die Thematik und die extrem jungen Opfer sind sicherlich schockierend und die Morde sollen an dieser Stelle nicht verharmlost werden, aber insgesamt war es für mich eher schwach.

Aus diese Grund gibt es von mir nur 2,5 Sterne und leider keine Empfehlung für Psycho-Thriller-Fans. Es gibt sicherlich schlechtere Romane, jedoch waren meine Erwartungen hier zu hoch.